Homöopathie: Lauterbach schießt gegen die Grünen APOTHEKE ADHOC, 15.01.2020 08:53 Uhr
Das Hin und Her im Homöopathiestreit bei den Grünen stößt bei SPD-Gesundheitspolitiker Professor Dr. Karl Lauterbach auf Unverständnis. „Die Grünen sind nicht in der Lage, sich vom medizinischen Humbug der Homöopathie zu distanzieren“, kritisierte Lauterbach deren Vorgehen auf Twitter. Am Dienstag hatten die Grünen eine Kommission abgesagt, die einen Standpunkt der Partei zur Frage erarbeiten sollte. Stattdessen ist das Thema nun Chefsache.
Dass die Grünen keine klare Position gegen die Homoöpathie finden, wirft Lauterbach zufolge „für jeden Wissenschaftler Fragen auf“. Der Mediziner ist seit Jahren als scharfer Kritiker homöopathischen und anderen alternativmedizinischen Therapieformen bekannt. Bereits im September 2018 begann die immer noch anhaltende Debatte um die Erstattung homöopathischer Präparate durch die gesetzliche Krankenversicherung. Lauterbach hatte sie gemeinsam mit Josef Hecken, dem Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), losgetreten.
Unter Verweis auf Frankreich, wo die Gesundheitsbehörde HAS die wissenschaftlich nicht nachweisbare Wirksamkeit homöopathischer Präparate feststellte, verlangten beide in gleichlautenden Interviews, dass Globuli & Co. auch in Deutschland nicht mehr von den Kassen gezahlt werden sollen. Entsprechend stellt sich Lauterbach nun auch diejenigen Grünen, die sich für die Erstattung von Homöopathika und damit demnach gegen wissenschaftliche Evidenz aussprechen. „Wir schulden es den Patienten und der Tradition der Aufklärung, hier für klare Verhältnisse zu sorgen“, so Lauterbach.
Bei den Grünen treffen Verfechter wissenschaftlicher Evidenz auf Vertreter alternativmedizinischer Strömungen, beide Lager streiten sich seit Monaten. Auf der grünen Delegiertenkonferenz im November beschloss die Partei deshalb, eine Kommission zu gründen, die einen gemeinsamen Standpunkt für die gesamte Partei erarbeiten und dabei Grundfragen wie die Rolle der Evidenz für die Erstattung von Arzneimitteln durch die gesetzliche Krankenversicherung erörtern sollte.
Am Dienstag gab der Parteivorstand dann bekannt, dass die Kommission abgesagt wird, da es ihr an den Grundlagen für eine konstruktive Zusammenarbeit mangele. Der Vorstand sei „einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass eine vertrauensvolle und erfolgreiche Arbeit dieser Kommission nicht möglich ist“, heißt es da. Vertrauliche Inhalte seien an die Medien gegeben worden – insbesondere der Entwurf für ein Protokoll einer Telefonkonferenz, in der Parteichef Robert Habeck ausdrücklich darauf gepocht habe, dass Interna „im gemeinsamen Vertrauensraum bleiben“ sollten. Statt einer Kommission soll nun der Bundesvorstand selbst die programmatische Arbeit vorantreiben.