GKV-Erstattung

Homöopathie: „Irrelevant im Konzert der Gesundheitsausgaben“ APOTHEKE ADHOC, 18.09.2019 12:40 Uhr

Berlin - 

Gesundheitsminister Jens Spahns (CDU) Bekenntnis zur Erstattung homöopathischer Arzneimittel durch die Krankenkassen trifft bei den Herstellern erwartungsgemäß auf große Zustimmung. Auch durch die Ergebnisse der aktuellen aposcope-Studie zur Haltung der Apothekenteams zur Homöopathie sehen sie ihren Kurs bestätigt. „Das überrascht uns nicht“, heißt es beispielsweise von Heel.

„Entgegen der häufig emotional geführten Diskussion entscheidet Spahn faktenbasiert“, lobt Hevert-Geschäftsführer Mathias Hevert den Gesundheitspolitiker. Der CDU-Politiker hatte Dienstagabend den Forderungen nach einem Ende der Erstattungsfähigkeit von Homöopathika eine Absage erteilt. Spahn verwies darauf, dass die Kassen bei Arzneimittelausgaben von rund 40 Milliarden Euro im Jahr etwa 20 Millionen für Homöopathie zahlten. Darüber könne man emotional diskutieren und dabei vielen vor den Kopf stoßen. Oder man könne sich fragen, ob es das angesichts der gesamten Größenordnung wert sei. Er habe sich entschlossen, es sei „so okay“.

Dem stimmt Hevert zu. Die Kosten für Homöopathie seien „irrelevant im Konzert der gesamten Gesundheitsausgaben“. Andererseits kämen die Kassen mit der Erstattung „dem wachsenden gesellschaftlichen Wunsch nach Therapievielfalt und einer integrativen Medizin nach“. Aus wirtschaftlicher Sicht wolle Hevert der Debatte aber keine allzu große Bedeutung beimessen. Sie sei „nur bedingt relevant, denn nur ein geringer Teil des Hevert-Homöopathie-Umsatzes wird von Erstattung getragen“, so Hevert.

Auch Dr. Hermann Kortland, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH), sieht in Spahns Beitrag eine „Versachlichung der Debatte“. Er verweist darauf, dass von Globuli & Co. keine Gefahr ausgehe: „Homöopathische Arzneimittel sind amtlich zugelassen oder registriert und auf ihre Qualität, Sicherheit und Unbedenklichkeit hin geprüft. Sie unterliegen denselben Pharmakovigilanzprüfungen wie alle anderen im Verkehr befindlichen Arzneimittel“, so Kortland. „Durch den Status als apothekenpflichtige Arzneimittel wird vom Gesetzgeber sichergestellt, dass auch eine sachgerechte und indizierte Anwendung im Rahmen einer heilberuflichen Beratung durch den Apotheker erfolgt.“

Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), verweist vor allem auf die Kostensituation. Homöopathische Arzneimittel stellen demnach eine wichtige Therapieoption dar, „die zudem keinerlei Belastung für die Solidargemeinschaft darstellt“, so Joachimsen. Homöopathika würden ohnehin nur in sehr geringem Umfang erstattet. „Diese überschaubaren Kosten machen rund 0,003 Prozent der GKV-Gesamtausgaben aus.“

Entsprechend zeigen sich die Hersteller auch erfreut über den Rückhalt, den sie offenbar in vielen Apotheken genießen. In der aposcope-Studie „Homöopathika 2019: Einzel- und Komplexmittel in der Apotheke“ stimmten insgesamt zwei Drittel der 512 befragten Inhaber, angestellten Apotheker und PTA der Aussage zu, dass Homöopathika als freiwillige Zusatzleistung von den Krankenkassen weiterhin erstattet werden sollten. Nur 31 Prozent äußern sich kritisch, darunter 16 Prozent, die die Leistung strikt ablehnen. Dabei fällt auf, dass die Zustimmung unter PTA deutlich höher ist als unter Approbierten.

„Das überrascht uns nicht“, sagt ein Weleda-Sprecher zu den Studienergebnissen. „Wir sehen in diesem Umfrageergebnis eine Bestätigung unserer Arbeit zum Wohle der Patientinnen und Patienten.“ Bei Heel sieht man das genauso. „Wir begrüßen es sehr, dass man sich in der Apotheke der Bedeutung der besonderen Therapierichtungen und ihrer Rolle als wichtiger Bestandteil des Gesundheitssystems bewusst ist“, so Chief Commercial Officer Marc Deschler. Auch DHU sieht die Zustimmungswerte als Bestätigung: „Diese eindeutigen Zahlen zeigen die große Bedeutung der Homöopathie beziehungsweise das Vertrauen in sie und ihre höchst wichtige Rolle in der Apotheke für die Patientinnen und Patienten“, so Pressesprecher Dr. Wolfgang Kern.