Klaus Holetschek (CSU) ist zwar nicht mehr Gesundheitsminister von Bayern, den Gesundheitsthemen bleibt er trotzdem treu. In der vergangenen Woche sah er sich die Apotheke Scharpf in Sonthofen an und sprach mit Apothekerin Franziska Scharpf über Impfen in der Apotheke. Er ließ sich das Familienunternehmen im Allgäu zeigen – und debattierte über die aktuelle Gesundheitspolitik.
Wie läuft das Impfen in der Apotheke, welche Arbeit wird im Labor geleistet und wie funktioniert das mit den Rezepturen und Defekturen? All das ging Holetschek mit Scharpf durch. „Ich war ja nicht das erste Mal in der Apotheke, das Thema liegt mir am Herzen“, so Holetschek.
Er hat Verständnis für die Proteste der Pharmazeut:innen. „Personalmangel, Konkurrenzdruck durch Versandapotheken und Bürokratie erschweren die Rahmenbedingungen. Es braucht eine umfassende Finanzierungsreform. Diese Apothekenreform muss schnellstmöglich vom Bund kommen“, schreibt er auf Facebook.
Was Scharpf ihm über die aktuellen Probleme in den Apotheken berichtete, bestätigte den CSU-Fraktionschef in seiner Meinung, und er will sich weiter für die Versorger vor Ort einsetzen, denn diese sind „wichtiger Versorgungsfaktor“. Die Vorschläge von Karl Lauterbach (SPD) für die Branche lehnt er weiterhin ab. „Lauterbachs Politik geht da gerade nicht in die richtige Richtung und er sollte die Themen Medikamentenmangel und Vergütung nicht vermischen.“ Dies geschehe derzeit zu häufig.
Holetschek: „Apotheke light wird das Problem nicht lösen, und auch der Versandhandel nicht.“ Stattdessen brauche es „endlich eine auskömmliche Vergütung“. Für eine Apothekenreform sei ein Fixum von zwölf Euro ist notwendig. Auch die Entbürokratisierung müsse angegangen werden, die Zeit der Apotheken sei zu wichtig. „Wir müssen für Vor-Ort- Apotheken Perspektiven schaffen, damit sich der Beruf wieder lohnt.“ Angst vor Regressen sollten die Apotheken nicht haben müssen.
Scharpf freute sich über Holetscheks Besuch: „Er war ja schon immer Fürsprecher für die Apotheken vor Ort. Er ist ein Politiker, der zuhört und handelt.“ Den Apotheken in Bayern habe er sehr geholfen und die Nachwuchsförderung unterstützt. Mit der neuen Gesundheitsministerin laufe es hoffentlich genauso gut weiter.
Aktuell bietet die Apotheke an drei bis fünf Werktagen in der Woche Impftermine im 15-Minuten-Takt an – für die Inhaberin der Familienapotheke eine willkommene Abwechslung zur Beratung am HV. Sie gibt aber auch zu bedenken: „Eigentlich brauchen wir viel mehr Zeit für die Dokumentation als für den Prozess.“ Das habe sie auch Holetschek deutlich machen können.
Impfen rechne sich nur, wenn man es gut organisiert, Prozesse verschlankt und digitalisiert. Sie nutzt für ihre Apotheke ein Online-Terminbuchungs-Tool, das nicht nur für Impftermine von den Kund:innen genutzt werden kann. Auch verschiedene Beratungsangebote, wie eine Medikationsanalyse oder eine Beratung zu Pflegehilfsmitteln werden hier gebucht.
Mit der neuen Aufgabe ist sie ganz zufrieden – und nicht nur sie. Die Mitarbeiterzufriedenheit wachse mit solchen Aufgaben, sagt Scharpf. Irgendwo müssten die Inhaber:innen ansetzen mit ihren pharmazeutischen Dienstleistungen – für sie ein richtiger Schritt in die Zukunft und hin zu mehr Anerkennung für die Branche und den Berufsstand.
APOTHEKE ADHOC Debatte