Inhaber warnt

Höherer Mindestlohn: Post-Verhältnisse in Apotheken

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Berlin -

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich für eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro ausgesprochen. Auch in den Apotheken dürfte diese Forderung zu Veränderungen führen, denn aktuell bewegt sich der tarifliche Stundenlohn von PTA- und PKA nur knapp darüber und im ersten Jahr sogar darunter. Ein Inhaber warnt bei einer Anhebung vor Auswirkungen auf die Versorgung.

PTA im ersten und zweiten Berufsjahr verdienen laut Tarif 13,98 Euro im Tarifbereich ADA beziehungsweise 13,56 Euro im Tarifbereich TGL Nordrhein. PKA liegen zwischen 12,46 beziehungsweise 12,24 Euro. Bei den PKA-Berufsanfängerinnen und -anfängern in Nordrhein müssen die Arbeitgebenden laut Adexa 2024 mindestens Mindestlohn zahlen, sofern nicht übertariflich mehr als 12,41 Euro bezahlt werden.

Die Gewerkschaft würde eine Anhebung des Mindestlohns in zwei Stufen von 14 auf 15 Euro begrüßen, sagt Vorstandsmitglied Tanja Kratt, die auch die Tarifkommission leitet. „Die Arbeitgebervertretungen müssen sich auf dieses Szenario einstellen. Zumindest die erste Stufe noch in dieser Legislaturperiode ist nicht unwahrscheinlich.“

„Wer soll das bezahlen?“

In den Apotheken wird vielerorts eingesehen, dass die Angestellten ein angemessenes Gehalt verdient haben. Doch Inhaberinnen und Inhaber fragen sich, wie sie angesichts des stagnierenden eigenen Honorars und weiteren steigenden Kosten höhere Löhne bezahlen sollen. „Gute Arbeit muss bezahlt werden. Ich habe per se nichts gegen die Forderung, auch wenn ich sie für ein Wahlmanöver halte. Aber wer soll das bezahlen?“, fragt sich Apotheker Johannes Jaenicke aus Rhaunen.

Der Inhaber der Adler Apotheke beschäftigt 15 PKA und führt eine Land-Apotheke. „Wenn es käme, müsste ich überlegen, wo ich die PKA einsetzen kann, dass sie den Lohn mit erwirtschaften – und das ist sicher nicht in der Apotheke möglich.“ Als Folge müsse er vermutlich seine Kernzeiten weiter reduzieren und erst ab 9 Uhr öffnen und samstags ganz schließen. „Das Personal ist dann über eine lange Zeit nicht bezahlbar.“

Lange Schlangen, kurze Öffnungszeiten

Für die Apothekenkundschaft wäre dies mit längeren Wartezeiten und vermutlich Schlangen vor der Offizin verbunden. „Es wäre wie bei der Post. Wenn die Politik das haben will, dann soll sie die Auswirkungen aber fairerweise auch der Bevölkerung erklären.“ Ein höherer Mindestlohn wäre mit „Leistungseinbußen“ verbunden. Generell zahle er bereits über Tarif und müsse als Land-Apotheker noch weitere Benefits bieten, um Personal zu bekommen.

Adexa-Bundesvorstand Andreas May weist darauf hin, dass das gesamte Gehaltsgefüge in der Apotheke betroffen wäre. Die Zahlen zeigten: „Tarifgehälter für PKA und selbst für die unteren Berufsjahresgruppen der PTA liegen derzeit im Niedriglohnbereich.“ Darauf werde die Politik in den anstehenden Gesprächen hingewiesen.

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