Hochpreiser

Weidemann: Höhere Marge statt Honorardeckel

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Berlin -

Der Anteil der teuren Arzneimittel nimmt zu. Das bedeute für Apotheken ein „erhebliches wirtschaftliches Risiko“, warnt der Hessische Apothekerverband (HAV). Trotzdem sollte aus Sicht von Verbandschef Dr. Detlef Weidemann an dem derzeitigen Vergütungsmodell festgehalten werden. Überlegungen, den preisabhängigen Honoraranteil der Apotheker zu kappen, seien „völlig abwegig“. Vielmehr müsste der prozentuale Anteil erhöht werden.

Über viele Jahre hätte ein Apotheker in Deutschland sein Honorar ausschließlich durch einen prozentualen Anteil am Arzneipreis erhalten, erklärt der HAV. Doch dieses System habe Nachteile gehabt. „Schließlich war der Großteil seiner Arbeit unabhängig vom Preis des Medikamentes“: die Beratung, das Vorhalten von qualifiziertem Personal und einer der Arzneimittelsicherheit angemessenen Infrastruktur.

Deshalb sei die Regelung geändert worden. Der Hauptteil des Apothekenhonorars ist seit 2004 preisunabhängig, aber es gibt nach wie vor einen preisabhängigen Anteil. „Dieses Modell hat sich von der Grundstruktur sehr bewährt und dabei sollte es deshalb auch bleiben“, so Weidemann. Bemerkenswert ist für ihn, „dass sich weltweit praktisch alle Länder in Richtung des deutschen Modells entwickeln“. Das sei auf dem FIP-Kongress in Düsseldorf deutlich geworden.

In Deutschland sieht Weidemann aber negative Entwicklungen: „Die Politik hat vor einiger Zeit zum Nachteil der Apotheken in die Beschaffungskosten eingegriffen.“ Zudem sei das finanzielle Risiko der Apotheker durch „die rücksichtslose Retaxationspraxis mancher Krankenkassen“ deutlich gestiegen. „Honorarabsetzungen selbst bei kleinsten Formfehlern“ sieht der Verbandschef daher kritisch.

„Deshalb wäre eigentlich sogar eine Erhöhung des prozentualen Anteils geboten“, findet Weidemann. Nur die zur Zeit niedrigen Kapitalkosten hätten gegenwärtig eine dämpfende Wirkung. „Eine Absenkung des prozentualen Aufschlags aber würde nur die rasche und allseitige Verfügbarkeit von modernen, hochpreisigen Medikamenten gefährden. Der Leidtragende wäre am Ende der Patient.“

Die Menge der verordneten Arzneimittel, die mehr als 4000 Euro kosten, stieg laut HAV allein im Jahr 2014 um 16 Prozent. Als Hochpreiser gelten in der Branche aber schon Arzneimittel für 1200 Euro. Denn ab einem Herstellerabgabepreis von 1238,49 Euro ist die Großhandelsmarge gedeckelt.

Nach Zahlen des Großhandelsverband Phagro hat sich der Anteil der Arzneimittel über dieser Schwelle in den vergangenen Jahren massiv erhöht. Seit 2010 hat sich der Umsatz mit Arzneimitteln ab 1200 Euro bis Ende 2014 mehr als verdoppelt, während das Preissegment darunter stagnierte. Beim Absatz ist das Verhältnis ähnlich, wenn auch etwas weniger dramatisch: Die Zahl der abgegeben Packungen im Hochpreissegment ist um knapp 65 Prozent gewachsen.

2015 hat sich dieser Trend fortgesetzt und verschärft, da es einige extrem hochpreisige Arzneimittel gibt. Der Umsatz mit Medikamenten mit einem APU über 4000 Euro ist laut den Phagro-Zahlen seit 2010 um 45 Prozent gestiegen, der Absatz um 22 Prozent. Der Bereich zwischen 1200 und 4000 Euro hat zusätzlich um 6 Prozent zugelegt.

Bei der Honorarumstellung war der Phagro von einer anderen Marktentwicklung ausgegangen. Wegen der Rabattverträge hatten die Großhändler mit einem steigenden Anteil extrem günstiger Schnelldreher gerechnet. Diese sind wegen der 70 Cent Fixpauschale besonders attraktiv für die Großhändler.

Erwartet worden war ein Zuwachs der Packungszahlen von 5 Prozent. Tatsächlich hat der Zuwachs über die vergangenen vier Jahre nach Phagro-Zahlen insgesamt aber nur 2,3 Prozent betragen. Phagro-Chef Dr. Thomas Trümper hatte beim Großhandelstag im vergangenen Mai angekündigt, dass man sich mit den Zahlen auch an die Politik wenden werde. Seine konkreten Honorarforderungen macht der Verband nicht öffentlich.

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