Ein von zehntausenden Menschen in Deutschland genutztes Medikament zum Schutz vor einer HIV-Infektion ist derzeit nicht ausreichend verfügbar. Mehrere Hersteller der sogenannte Präexpositionsprophylaxe, kurz Prep, haben beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Lieferengpässe gemeldet. Seit dem Jahreswechsel zeige sich „eine Entwicklung hin zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit“ des in Deutschland zugelassenen Medikaments, teilte das BfArM auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Seit September 2019 ist die Prep in Deutschland für Menschen mit einem substanziellen HIV-Infektionsrisiko eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Man nimmt dabei täglich eine Tablette mit zwei Wirkstoffen, die die Vermehrung des Virus im Körper unterdrücken.
„Nach den uns vorliegenden Daten wird sich die Verfügbarkeit dieser Arzneimittel Anfang Februar leicht stabilisieren“, sagte ein BfArM-Sprecher. Die meisten Lieferengpässe seien derzeit allerdings bis März, beziehungsweise April prognostiziert.
Einer Umfrage der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (Dagnä) zufolge gibt es derzeit nicht genügend Medikamente, um alle Nutzerinnen und Nutzer zu versorgen. Demnach ist die überwiegende Mehrheit der befragten HIV-Schwerpunktpraxen von den Lieferengpässen betroffen. Viele könnten nur noch reduzierte Packungsgrößen herausgeben. Einige Nutzer mussten laut Dagnä sogar die Einnahme unterbrechen oder ihre Therapie umstellen. Das Medikament wird auch von Menschen eingenommen, die bereits mit HIV infiziert sind.
Wenn der Schutz vor HIV weiter ausfalle, werde das „fatale Folgen“ haben, warnte Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe bereits vor einigen Wochen. Sicherer Sex sei durch den Mangel gefährdet. „Die Politik darf Menschen, die dieses Medikament dringend brauchen, nicht im Stich lassen.“ Nach Angaben des Robert Koch-Instituts nutzen in Deutschland rund 40.000 Menschen die Prep (Stand September 2023).
Laut BfArM versuchen einige Hersteller, die Warenkontingente zu vergrößern oder früher als ursprünglich geplant auf den Markt zu bringen. Außerdem werde derzeit geklärt, ob Medikamente aus dem Ausland zur Verfügung gestellt werden könnten. „Eine erste Rückmeldung zeigt, dass Warenkontingente in den USA identifiziert werden konnten“, sagte der Sprecher der Behörde.
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