Hessen: Weniger Apotheken, mehr Probleme Laura Schulz, 12.01.2024 10:47 Uhr
Um ganze zwölf Prozent ist die Zahl der öffentlichen Apotheken in den vergangenen zehn Jahren in Hessen gesunken. Am 1. Januar 2014 wurden noch 1514 Apotheken verzeichnet, zum 1. Januar 2024 waren es nur noch 1331. Für den Hessischen Apothekerverband (HAV) sind das alarmierende Zahlen.
Ein Ende dieser dramatischen Entwicklung sei nämlich derzeit nicht in Sicht. „Deshalb wird die hessische Apothekerschaft auch im neuen Jahr für die längst überfällige Stabilisierung ihrer politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen streiten“, kündigt Holger Seyfarth, Vorsitzender des HAV an.
Als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) noch kurz vor Weihnachten seine Reformpläne bekannt machte, hatte Seyfarth betont: „Diese als Reform getarnten patientenfeindlichen Vorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium bringen für die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Menschen noch mehr Probleme statt Lösungen und sind mit uns nicht zu machen. Im Sinne der Patientinnen und Patienten wird sich die Apothekerschaft dagegen geschlossen zur Wehr setzen“. Die schon zu diesem Zeitpunkt abzusehenden Schließungszahlen bekräftigen das Problem.
Kommunen ohne Apotheke
Laut HAV habe der Rückgang der Apothekenzahl negative Auswirkungen sowohl auf die Versorgung der Bevölkerung als auch auf die Volkswirtschaft. In ländlichen oder dünn besiedelten Gebieten bedeute das bereits heute, dass Patient:innen längere Anfahrtswege zur nächsten Apotheke auf sich nehmen müssten. „Schon heute zählen wir Kommunen in Hessen ohne eigene Apotheke. Das ist für die dort lebenden Menschen eine echte Katastrophe“, so Seyfarth.
Hinzu kommen schlecht oder gar nicht zu bekommende Arzneimittel. „In dringenden Fällen ist der Zugang zu Medikamenten essenziell. Bei immer weniger Apotheken wird dieser schnelle Zugang immer mehr erschwert“, betont der HAV-Vorsitzende die Zuspitzung des Problems. Dabei bliebe die vertraute und umfassende pharmazeutische Beratung in der Apotheke um die Ecke aus Zeitmangel immer öfter auf der Strecke. „Die verbleibenden Apotheken müssen eine höhere Anzahl Patientinnen und Patienten versorgen, was zu längeren Wartezeiten und in Stoßzeiten leider zwangsläufig auch zu weniger Service führt.“
Seyfarth sieht auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des drastischen Apothekensterbens hinsichtlich des Verlusts von Arbeitsplätzen zu Lasten der lokalen Wirtschaft. Er betont: „Apotheken zahlen im Verhältnis hohe Gewerbesteuern und tragen zur lokalen Wirtschaft bei. Ihr Wegfall führt zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in den betroffenen Städten und Gemeinden.“