Hessens Tierärzte trauen Apothekern nicht zu, bei Tierarzneimitteln gut zu beraten. Der Präsident der Landestierärztekammer (LTK), Dr. Ingo Stammberger, hat sich in einem Brief an seine Berufskollegen in Hessen über den Hessischen Apothekerverband (HAV) beschwert. Dieser hatte zuletzt öffentlich für die Kompetenz der Apotheker in Sachen Tiergesundheit geworben.
„In der Ausbildung zum Apotheker wird das Thema 'Tierarzneimittel' so gut wie gar nicht behandelt. Auch eine Wochenendfortbildung kann da nicht darüber hinwegtäuschen“, schreibt Stammberger. Eine fachlich fundierte Beratung bei der Abgabe von Tierarzneimitteln in der Apotheke sei daher nicht möglich.
Die politische Entwicklung zielte allerdings zuletzt in eine andere Richtung: Der Versandhandel mit Tierarzneimittel wurde freigegeben. Zudem wurde das Dispensierrecht der Veterinärmediziner im Zusammenhang mit einem Antibiotika-Aktionsplan hinterfragt.
Die LTK fordert dagegen, dass Tierarzneimittel nur von Tierärzten abgegeben werden sollen. „Die enge zeitliche Bindung der Arzneimittelabgabe an Diagnosestellung und Beratung zur fachgerechten Anwendung am Tier kann nur durch einen Tierarzt erfolgen“, schreibt Stammberger. Auch die Kontrolle der Anwendung und des Behandlungserfolgs könne nur durch den Tierarzt und nicht den Apotheker erfolgen.
„Ich bedauere die Kampagne des HAV, die offensichtlich ausschließlich kommerziellen Interessen dient und weder dem Tierwohl noch dem Verbraucherschutz zuträglich ist“, so der Präsident der LKT abschließend.
Der HAV hatte Anfang April in einer Pressemitteilung auf das Thema Tiergesundheit hingewiesen, zum gleichen Zeitpunkt startete die Plakatkampagne „Parasiten sind nicht lustig“. Die Apotheke sollte auch bei Tierhalten ins Bewusstsein gerückt werden. Immerhin: Jeder dritte Apothekenbesucher sei auch Hunde- oder Katzenbesitzer, Apotheken erzielten jedoch nur 6 Prozent des Marktanteils bei Tierarzneimitteln, teilte der Verband im Vorfeld mit.
Über den Vorstoß der Tierärzte ist man beim Verband überrascht. Bis zum heutigen Tag habe man auch weder ein Schreiben noch das Gesprächsangebot erhalten, das Stammberger seinem Brief angekündigt hatte.
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