Revolte beim Apothekerverband APOTHEKE ADHOC, 19.03.2017 08:19 Uhr
Beim Hessischen Apothekerverband (HAV) hat es eine Palastrevolte gegeben: Vier der sieben verbliebenen Vorstände haben am Freitagabend ihren Rücktritt erklärt, weil sie nicht mehr hinter ihrem Vorsitzenden Dr. Detlef Weidemann stehen. Ihr Ziel ist es, den Verbandschef loszuwerden. Laut Satzung muss es nun innerhalb von 30 Tagen Neuwahlen geben.
Am Freitagmittag hatten Holger Seyfarth, Mira Sellheim, Miriam Oster und Cornelia Braun den Verbandschef in seiner Apotheke in Wiesbaden besucht. Sie wollten ihn dazu bringen, aus persönlichen Gründen selbst von seinem Amt zurückzutreten. Da Weidemann dazu am Ende des anderthalbstündigen Gesprächs nicht bereit war, folgte am Abend der geschlossene Rücktritt seiner Vorstandskollegen.
Zur Begründung hieß es, dass „die Basis einer vertrauensvollen und zukunftsgerichteten Zusammenarbeit“ mit Weidemann nicht mehr bestehe. Parallel wurde der Verbandschef zum sofortigen Rücktritt aufgefordert.
Der Konflikt beim HAV schwelt schon länger. Schon kurz nachdem Weidemann Anfang 2015 die Nachfolge des langjährigen Verbandschefs Dr. Peter Homann angetreten hatte, zeigte sich, dass er mit seiner autokratischen Art anecken würde. Verbandsvize Hans-Rudolf Diefenbach warf schon bald das Handtuch. In den vergangenen Monaten und Jahren sei es immer wieder zu deutlichen Differenzen gekommen, so die Apotheker.
Spätestens seit Herbst war das Verhältnis endgültig zerrüttet. Seine Vorstandskollegen stießen sich an Weidemanns Führungsstil – sowohl was sein Verhalten gegenüber Geschäftsstelle und Vorstand anging, als auch gegenüber Politik und Kassen. Da Weidemann keinerlei Verständnis für Kritik gezeigt habe, habe man die Reißleine gezogen.
Damit sind neben Weidemann nur noch zwei Vorstandsmitglieder im Amt: Uwe Arlt und Bernd Rupprecht. Dem Führungsgremium gehören laut Satzung eigentlich neun Apotheker an, bei der Wahl im Herbst 2014 war im Kreis Kassel/Fulda mit Dr. Bernd Roesrath aber nur einer von zwei Kandidaten angetreten. Da Roesrath vor einigen Wochen verstorben ist, hatte der Vorstand zuletzt nur noch sieben Mitglieder.
In der Satzung des HAV sind Neuwahlen für den Fall vorgesehen, dass mindestens drei Vorstandsmitglieder gleichzeitig ihr Amt niederlegen. Innerhalb von 30 Tagen müssen die Mitglieder nun einen neuen Vorstand wählen. Seyfarth und seine Mitstreiter hoffen, dass sie Weidemann so aus dem Vorstand drängen können. Über die Aufstellung und weitere Details habe man sich noch keine Gedanken gemacht, hieß es.