Preisverhandlungen

Hess: Regierung verfehlt Sparziele dpa/APOTHEKE ADHOC, 21.06.2012 09:35 Uhr

Berlin - 

Der Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geht davon aus, dass die Preisverhandlungen bei Medikamenten mit Zusatznutzen in absehbarer Zukunft nicht die versprochenen Einsparungen in Milliardenhöhe bringen werden. Der Vorsitzende Dr. Rainer Hess sagte: „Ein Rundumschlag, mit dessen Hilfe das vom Gesetzgeber angestrebte Einsparpotenzial von 1,4 Milliarden Euro schnell zu erreichen wäre, bietet sich nicht an“. Es werde nicht den großen Einstieg geben, bei dem die teuersten Präparate auf den Prüfstand kämen und ein möglichst großes Einsparpotenzial erreicht werde.

 

Dabei hatte sich das Bundesgesundheitsministerium (BMG) erst gestern unter anderem für die Einsparungen aus den Preisverhandlungen gelobt: Die frühe Nutzenbewertung für patentgeschützte Arzneimittel mit Zusatznutzen sei ein entscheidender Schritt, „um die Ausgabendynamik, die bislang immer von den patentgeschützten Arzneimitteln ausging, in den Griff zu bekommen“, hieß es nach der Bekanntgabe der Finanzlage der Krankenkassen.

Von der Nutzenbewertung erwartet Hess vor allem Verbesserungen für die Patienten: „Die Industrie hat den Trend erkannt, dass sie nicht einfach ein Medikament auf den Markt bringen kann, ohne den Zusatznutzen zu belegen“, sagte er. „Das Industrieverhalten ändert sich jetzt schon.“ Ende Mai hatte mit AstraZeneca erstmals ein Hersteller mit dem GKV-Spitzenverband einen Rabatt für ein neues Präparat ausgehandelt.

Mit Spannung erwartet die Branche nun, wann der G-BA den Bestandsmarkt patentgeschützter Arzneimittel auf den Nutzen durchleuchtet – und so den Weg für Preisverhandlungen ebnet. Erst Anfang Juni hatte der G-BA das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt, die Gliptine zu bewerten.

Hess dämpfte jedoch die Erwartungen: „Für den Bestandsmarkt müssen wir einen systematischen Einstieg finden.“ Immerhin müssten rund 140 Wirkstoffe bewertet werden, um die genannten Einsparungen zu erreichen. „Was die Anzahl der zu berücksichtigenden Studien und die Breite des Anwendungsgebietes betrifft, sind die Bewertungen bereits länger auf dem Markt befindlicher Produkte weit umfangreicher“, so Hess.