Hersteller stehen nicht auf Pick up Alexander Müller, 20.03.2009 10:51 Uhr
Die Pharmaunternehmen können Pick up-Stellen für Arzneimittel nicht viel abgewinnen. Drei Herstellerverbände haben in ihren Stellungnahmen die Forderung der FDP nach einem Verbot der Abholstellen in Drogeriemärkten unterstützt. Ein entsprechender Antrag der Liberalen wird am 25. März im Gesundheitsausschuss des Bundestages diskutiert. Zu der Forderung der Linken, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vollständig zu verbieten, sind die Pharmahersteller unterschiedlicher Auffassung.
So sieht der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) in illegalen Versandapotheken zwar zunehmend eine Gefährdung der Verbraucher. Die Kontrollmöglichkeiten des Gesetzgebers seien angesichts eines weltweiten Handels mit Medikamenten allerdings begrenzt, ein deutsches Versandverbot damit „wenig zielführend“, so der VFA.
Dagegen sehen die forschenden Hersteller bei Pick up-Stellen die Gefahr, dass unter strengsten Anforderungen hergestellte Arzneimittel in Drogeriemärkten „zu einem beliebigen Konsumartikel entwertet werden“. Beratung sowie fachgerechte Handhabung und Lagerung traut der VFA den Mitarbeitern in Drogeriemärkten jedenfalls nicht zu.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sieht das ähnlich: Arzneimittel seien Waren der besonderen Art und sollten nicht bagatellisiert werden. Pick up-Stellen untergraben laut BPI diese Wahrnehmung sowie den Stellenwert der Offizinapotheke. Diese habe „in Bezug auf Abgabe und Lagerung von Arzneimitteln eine herausragende und schützenswerte Funktion bei der sicheren und verantwortungsvollen Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln“, so der BPI.
Der Anspruch des BPI an die persönliche Beratung geht noch weiter: Ein Rx-Versandverbot reicht dem Verband nicht aus. Der BPI spricht sich für eine Beschränkung de Versandhandels auf freiverkäufliche Arzneimittel aus. Allerdings würde ein Versandverbot für OTC-Präparate nach Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) gegen europäisches Recht verstoßen.
Darauf weist auch der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) hin. Der Verband fordert jedoch ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Es stehe fest, „dass der Versandhandel ein Einfallstor für Arzneimittelfälschungen darstellt“, so der BAH. Zwar seien deutsche Versandapotheken sicher, doch selbst bei registrierten Anbietern im Ausland gebe es „aufweichende Tendenzen“ bezüglich der Anforderungen an die Internetapotheken. Zudem seien legale von illegalen Versandapotheken vom Verbraucher nicht leicht zu unterscheiden. Auch der Versand mit OTC-Präparaten müsste aus Sicht des BAH sicherer werden.
Grundsätzlich unterstützt der Verband auch die Forderung der FDP nach einem Pick-up-Verbot. Sollten Abholstellen dennoch erlaubt bleiben, verlangt der BAH schärfere Auflagen: Verbot der Sammlung und Entgegennahme von Rezepten sowie Regelungen zu Räumlichkeiten und Abgabe. Der Abholservice sollte laut BAH nur Betrieben erlaubt sein, die auch freiverkäufliche Arzneimittel im Sortiment führen.