Expopharm

Hersteller: Kummer mit den Kassen Benjamin Rohrer, 11.10.2012 11:43 Uhr

München - 

Die Apotheker sind mit ihrem Frust über die Kassen nicht allein. Die Hersteller haben ebenfalls ihre Probleme: „Auch Sie werden aller Voraussicht nach wieder erfahren müssen: Es geht dem GKV-Spitzenverband nicht primär um das Patientenwohl und eine bestmögliche Versorgung, sondern vor allem um Einsparpotenziale, selbst zulasten der Versorgung“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), Hans-Georg Hoffmann, bei der Eröffnung der Expopharm in München.

Hersteller und Apotheker hätten derzeit viel gemeinsam: „Denn ebenso wie Ihnen hat uns der Gesetzgeber das zweifelhafte Vergnügen bereitet, mit dem GKV-Spitzenverband zu verhandeln.“ Aus den Verhandlungen mit den Kassen habe man gelernt, dass vom Prinzip der gleichlangen Spieße keine Rede sein könne.

Hoffmann erinnerte zudem an die Bedeutung der Diskussion um die Erstattungspreise: Laut Gesetz werde dieser ausdrücklich als Rabatt auf den Listenpreis berechnet. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte allerdings festgestellt, dass die Margen der Apotheker und Großhändler auf Basis des niedrigeren Erstattungspreises berechnet werden sollen. Für die Betroffenen habe dies „ungewollte Konsequenzen“: Bei den Pharmazeuten werde die Marge „faktisch abgesenkt“.

Der Chef des BAH kündigte zudem eine Kampagne seines Verbandes zur Werbung für OTC-Arzneimittel an: Der am Ende der TV-Spots eingeblendete Spruch mit Risiken und Nebenwirkungen verstärke die Verunsicherung der Patienten. Hoffmanns Vorschlag: „Zur Wirkung von Arzneimitteln fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Die Initiative dazu solle im kommenden Jahr ins Leben gerufen werden.

 

Auch die Vertreter des Branchenverbands Pro Generika und des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigten Verständnis für die Lage der Apotheken. Nacht acht Jahren ohne Honoraranhebung seien die Apotheker „gnadenhalber“ mit 25 Cent und einer bislang nicht definierten Notdienstpauschale getröstet worden, so Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender bei Pro Generika.

BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp sagte, die Vorschläge der Ministerien zur Anpasssung des Apothekenhonorars kämen nicht von ungefähr, sondern seien getriggert und entscheidend beeinflusst durch die Kassen.

„Seien Sie sich immer gewahr, dass wir als pharmazeutische Industrie genau wissen, was wir an Ihnen, den Apothekern, haben.“ Auch Fahrenkamp bemängelte das „Denken in Krankenkassenkreisen“. Er sprach sich zudem für die Erhaltung des Pharmazie-Instituts an der Universität Leipzig aus.