Pharmaindustrie

Hersteller hadern mit Schwarz-Gelb

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Berlin -

Nicht nur die Apotheker hadern mit der schwarz-gelben Bundesregierung. Auch aus Sicht der Pharmaindustrie gibt es in vielen Bereichen Nachbesserungsbedarf: Auf der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH) bemängelte der Vorsitzende des Verbandes, Hans-Georg Hoffmann, insbesondere die Nachwirkungen des AMNOG, den Zwangsrabatt und das Preismoratorium. Ulrike Flach (FDP), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium (BMG) hielt dagegen – und schwärzte den Koalitionspartner an.

 

Hoffmann bezeichnete die mit dem AMNOG eingeführte frühe Nutzenbewertung als „zu einseitig“: Beispielsweise werde nicht ausreichend betrachtet, dass durch innovative Medikamente auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen sinke. Auch dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Vergleichstherapie auswählt, stört den BAH.

Ein Problem haben die Hersteller auch mit der Rolle der Krankenkassen: In den Preisverhandlungen gebe es keine gleichlangen Spieße, so Hoffmann. So lernten die Kassen von Verhandlung zu Verhandlung dazu – schließlich müssten sie sich nicht dem Kartellrecht unterwerfen. Der Austausch zwischen einzelnen Unternehmen sei dagegen untersagt. Hoffmann bemängelte daher, dass die Regierung sich im letzten Moment dazu entschlossen hat, das Kartellrecht nicht auf die Kassen auszuweiten.

Hoffmann forderte zudem, den 16-prozentigen Herstellerrabatt zurückzunehmen oder ihn zumindest zu reduzieren. Auch die Überprüfung des Preismoratoriums sei längst überfällig. Für die Zukunft regte Hoffmann an, die Regulierungen bei OTC-Werbung zu lockern: Dass Verbraucher derzeit auf „Risiken und Nebenwirkungen“ hingewiesen würden, führe zu Verunsicherung. Vielmehr müsste am Ende der Spots auf den Nutzen der Medikamente abgehoben werden.

Flach wies die Kritik zurück: „Viele Verwerfungen aus Ihrer Sicht sind Verbesserungen aus unserer Sicht.“ Preismoratorium und Herstellerrabatt würden zudem regelmäßig überprüft. Hinsichtlich des Kartellrechts stellte Flach klar: „Uns war das Ziel der gleichlangen Spieße sehr wichtig. Aber in einer Koalition ist man auch nicht immer einer Meinung und muss sich der Meinung des Koalitionspartners beugen.“

 

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