BPI-Umfrage

Patienten wollen deutsche Arzneimittel

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Berlin -

Immer wieder wird im Gesundheitswesen proklamiert, der Patient stehe im Mittelpunkt – gelegentlich mit dem Nachsatz „also im Weg“. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat die Patientenpräferenzen zum Schwerpunkt seiner diesjährigen Hauptversammlung in Dresden gemacht. Das passt gut – denn in einigen Fällen korrelieren die Wünsche der Patienten und die der Hersteller erstaunlich gut.

Was sich Patienten wünschen, hat der BPI mit einer Umfrage unter rund 1000 Bürgern aus Sachsen untersucht. Demnach sind knapp 79 Prozent der Versicherten der Meinung, dass die Krankenkassen keinen Einfluss darauf nehmen sollten, welches Arzneimittel ihnen der Arzt verordnet. Jeder Zweite ist nicht damit einverstanden, dass er ein anderes als das gewohnte Medikament erhält, damit die Krankenkasse Geld einsparen kann.

Das passt in die Argumentation des BPI. Verbandschef Dr. Martin Zentgraf (Desitin) erklärt mit Blick auf die Umfrageergebnisse: „Genau das tun die Krankenkassen aber mit den exzessiven Rabattverträgen und schränken damit die Therapiefreiheit des Arztes immer mehr ein.“

Drei Viertel der Befragten meinen, Ärzte und Apotheker sollten von den Krankenkassen nicht finanziell für die Abgabe eines billigeren Arzneimittels belohnt werden. Aus Sicht des BPI kommt zudem das Vertrauen zum Arzt abhanden: Nur 47 Prozent der Befragten seien der Meinung gewesen, dass ihnen der Arzt das bestmögliche Arzneimittel verordne.

Der Austausch könne für die Patienten Nachteile haben, weil etwa die Therapietreue nachlasse, so Zentgraf. Leidtragende der massiven staatlichen Regulierung im Arzneimittelbereich sind aus seiner Sicht aber nicht nur Patienten und Ärzte, sondern auch standortgebundene Hersteller. Sie hätten fast gar keine Möglichkeit mehr, die Ausschreibungen zu gewinnen, kritisiert Zentgraf. So mache man sich aber dauerhaft und immer mehr von Unternehmen abhängig, die teilweise keine Verankerung im deutschen Gesundheitsmarkt hätten.

Dass Patienten aber genau das wichtig ist, zeigt die Umfrage des BPI: Demnach können sich immerhin 30 Prozent der Befragten vorstellen, für ein Arzneimittel, das in Deutschland hergestellt und entwickelt wird, mehr zu bezahlen.

Besonders bei den Rabattverträgen sieht Zentgraf dringenden Handlungsbedarf. Zwischen Zuschlagserteilung und Auslieferungsbeginn muss laut BPI eine längere Zeit liegen, damit es für Unternehmen überhaupt planbar wird. Außerdem müsse die Machtkonzentration auf Kassenseite beschnitten werden.

Wettbewerbsrechtlich sei es hochproblematisch, wenn 40 Prozent der Nachfrage komplett ausgeschrieben würden, so Zentgraf mit Blick auf die AOKen. Auch die Aufteilung auf Lose sei nicht der richtige Weg – wenn die Lose zeitgleich ausgeschrieben würden, werde die Aufteilung damit praktisch konterkariert.

Außerdem fordert Zentgraf, dass sich auch die Weiterentwicklung von bewährten Wirkstoffen lohnen müsse. Dies sei eine Domäne des Mittelstands. Solche Weiterentwicklungen würden derzeit aber nicht vergütet. „Trotzdem sind es ganz wesentliche Verbesserungen, für die man tatsächlich echte Forschung aufbringen muss.“ Dies sei die Domäne der Unternehmen in Deutschland. „Wenn wir noch dauerhaft pharmazeutische Industrie als Produktions- und als Innovationsmotor in unserem Land haben möchten, müssen wir hier Verbesserungen schaffen“, so Zentgraf.

Das bestätigt auch Steffi Liebig, Bereichsleiterin Gesundheitspolitik von Apogepha: „Die Weiterentwicklung von Wirkstoffen ist unser Forschungsschwerpunkt.“ Für den Patienten sei es relevant, ob es verschiedene Darreichungsformen gebe oder ob ein Medikament auch für Kinder zugelassen sei. „Aber leider geht der Trend in die andere Richtung: Gleichmacherei auf niedrigstem Niveau.“

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