Apothekenreform

Hersteller: Beschränkungen beim Impfen streichen

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Berlin -

Die Apothekenlandschaft, wie wir sie bisher kennen, wird es nach Umsetzung des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) so nicht mehr geben, ist sich der Pharmaverband Pharma Deutschland sicher. „Die geplanten Reformen sind ein Paradigmenwechsel für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung“, warnt Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. Apotheken ohne Approbierte würde ein entscheidendes Element der Gesundheitsversorgung fehlen so Brakmann weiter.

Stattdessen würden wichtige Themen der Branche, wie der Personalmangel, nicht angegangen. Die Reform in ihrer jetzigen Fassung sei „nicht der richtige Weg für eine hochwertige und sichere Arzneimittelversorgung“. Diese sei durch anwesende Apotheker:innen in den Apotheken vor Ort gewährleistet, ihre Anwesenheit also unabdingbar – das sei „gelebter Verbraucherschutz“.

Grundsätzlich sei der Verband durchaus für eine Reform, „jedoch erachtet Pharma Deutschland die in dem Referentenentwurf vorgesehenen Reformen der Vergütung und Struktur der Apotheken für nicht geeignet, diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme zum ApoRG. Statt einer Entlastung des Systems sei „die Gefahr einer grundlegenden Abkehr eines bewährten und verlässlichen Systems“ gegeben. Apotheken bräuchten Approbierte, Telepharmazie stelle „eine wirksame Ergänzung, jedoch keinen Ersatz“ dar.

Beschränkungen beim Impfen streichen

Pharma Deutschland vertritt die Interessen von mehr als 400 Mitgliedsunternehmen aus der Pharmabranche. In der Stellungnahme mit Verbesserungsvorschlägen geht es daher auch darum, die Hersteller entsprechend miteinzubeziehen. Beim Thema Impfen freue sich der Verband zwar einerseits, dass die Impfmöglichkeiten in den Apotheken auf Totimpfstoffe ausgedehnt werden sollen. Andererseits sei die Beschränkung auf Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) wenig nachvollziehbar.

„Nach der neuen Regelung könnten, anders als bisher, zum Beispiel Grippeimpfungen abseits der Standardempfehlung nicht mehr in Apotheken verabreicht werden. Laut Stiko sollte auch geimpft werden, wenn abseits der Standardempfehlung eine gelistete besondere Indikation (z. B. Diabetes) vorliegt.“ Das Ziel eines breiteren Impfschutzes werde damit konterkariert. Daher sei es laut Verband sinnvoll, die Beschränkungen für in den Apotheken durchführbare Impfungen bei Erwachsenen in der Apotheke zu streichen und ohne pauschale Einschränkungen möglich zu machen.

Totimpfstoffe sollten demnach auch bei Personen mit Grunderkrankungen verimpft werden dürfen. „Die Stiko bestätigt, dass: ‚Die Verwendung von Totimpfstoffen ist grundsätzlich immer möglich, allerdings wird das Ausmaß des durch die Impfung vermittelten Schutzes von der Qualität und dem Schweregrad der immunologischen Störung bestimmt‘“, so Pharma Deutschland. Gegebenenfalls solle hierzu noch einmal Rücksprache mit den behandelnden Ärzt:innen gehalten werden, aber grundsätzliche sei das Impfen in Apotheken in diesen Fällen zu befürworten – ebenso wie die Ausdehnung von Impfmöglichkeiten für Reiseimpfungen.

Mehr Impfungen, sonst weniger impfende Apotheken

Sollte es diese Anpassungen nicht geben, würden die Apotheken ihre Impfangebote zurückfahren, ist sich der Verband sicher. „Seit 2021 haben Apotheken stark in die Infrastruktur und die Ausbildung von Personal investiert. Kosten dafür lassen sich nur rechtfertigen, wenn etwa Grippeschutzimpfungen in größerer Anzahl durchgeführt werden können. Die vorliegende Regelung untersagt dies ausdrücklich, was dazu führen wird, dass die Mehrzahl der Apotheken ihr Impfangebot wieder einschränken beziehungsweise ganz einstellen wird.“

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