AMNOG

Hersteller appellieren an Kassen APOTHEKE ADHOC, 11.11.2010 17:29 Uhr

Berlin - 

Für Pharmalobbyisten bedeuteten die vergangenen Monate Dauereinsatz: Mit Gesprächen und Stellungnahmen, mit Gutachten und zuletzt sogar einem Mahnschreiben an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses („EILT! - Alarmruf zur Packungsgrößenverordnung“) sollte das Schlimmste am Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) verhindert werden. Nun ist das Gesetz durch, und die Verbände schlagen leisere Töne an.

Die Krankenkassen seien jetzt gefordert, das Gesetz „mit Augenmaß“ umzusetzen, schreibt Pro Generika in einer Stellungnahme. Da für die Substitution künftig die Übereinstimmung in einer Indikation ausreiche, hätten es alleine die Kassen in der Hand, dass ihre Versicherten keine Arzneimittel erhalten, die nicht für die Behandlung der jeweiligen Krankheiten zugelassen seien. „Dieser Verantwortung für die Patientensicherheit und den Verbraucherschutz müssen sie sich stellen.“

Bei Ausschreibungen für Rabattverträge fordert Pro Generika die Kassen auf, der Anbietervielfalt Rechnung zu tragen und Wirkstoffe frühestens zwei Jahre nach Ablauf des Patentschutzes auszuschreiben. Außerdem seien die Kassen gut beraten, künftig maßvoller mit Festbetragsanpassungen umzugehen: „Tun sie dies nicht, laufen sie Gefahr, dass der Wettbewerb der Hersteller untereinander zum Erliegen kommt.“

Auch die forschenden Arzneimittelhersteller sehen die Kassen in einer Schlüsselposition: Problematisch sei, dass pharmazeutische Unternehmen mit dem GKV-Spitzenverband und nicht mit einzelnen Kassen Verträge schließen sollten. „Zu befürchten ist, dass der Spitzenverband anders als eine Einzelkasse sein Augenmerk ausschließlich auf Kostenreduzierung richten wird. Notwendig wäre dagegen, dass Kosteneffizienz und Versorgungsqualität gleichermaßen betrachtet werden.“

Der VfA hofft auf die Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums zur Nutzen-Bewertung: „Ist sie fair, innovationsoffen und trägt sie dem frühen Bewertungszeitpunkt angemessen Rechnung, ist die Versorgungsqualität nicht gefährdet.“

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hinterfragte noch einmal die Legitimation des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) als Entscheidungsträger über den Nutzen von neuen Medikamenten, stürzt sich aber vor allem auf die Änderung der Packungsgrößenverordnung: „Wir fordern das Ministerium auf, diese Regelung sofort zu beseitigen! Ansonsten drohen der Versorgung das Chaos und den Unternehmen überflüssige Millionenlasten“, so BPI-Chef Dr. Bernd Wegener.