Streit um Apothekenhonorar

„Herabwürdigende Haltung“: Overwiening kontert Piechotta

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Berlin -

Paula Piechotta gilt unter den Gesundheitspolitikerinnen und -politikern der Ampelkoalition mittlerweile als Enfant terrible, zumindest bei den Verbändevertretern. Fehlendes Benehmen und zur Schau getragenes Desinteresse für die Interessen der Branche gelten als ihr Markenzeichen. Auch Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening platzte jetzt der Kragen.

Nach der Bundestagswahl war Piechotta zunächst monatelang überhaupt nicht zu greifen. Zwar ist die Grünen-Politikerin selbst am Uniklinikum in Leipzig als Radiologin tätig. Als Mitglied im Haushaltsausschuss wollte sie sich aber als neue Abgeordnete den großen Finanzthemen widmen, im Gesundheitsausschuss ist sie nur stellvertretendes Mitglied.

Der Branche fiel es daher schwer, Kontakt aufzubauen oder gar Termine zu bekommen. Gesundheitssprecher Janosch Dahmen musste sie erst daran erinnern, ihre Aufgabe als Berichterstatterin für Arzneimittel und Apotheken ernst zu nehmen.

Seitdem ist Piechotta zwar auf den einschlägigen Terminen anzutreffen. Doch ihr Desinteresse an Apotheken- und Pharmathemen trägt sie dabei nicht selten öffentlich zur Schau: Beim DAV-Wirtschaftsforum war sie auf dem Podium genauso mit ihrem Handy beschäftigt wie am Abend zuvor bei Pro Generika, was selbst den anderen Abgeordneten negativ auffiel. Und unter den Verbändevertretern winken die meisten ab, wenn ihr Name fällt: Selbst grundlegende Regeln des Miteinanders seien bei ihr nicht drin.

Doch wenn die 36-Jährige die Forderungen der Interessenvertreter einmal wahrnimmt, erteilt sie ihnen in der Regel rundheraus eine Absage. Der Haushalt lasse keine Versprechungen zu. Die Forderungen der Apotheken bezeichnete sie als Wunschzettel an den Weihnachtsmann, Berechnungen der Generikahersteller wies sie als viel zu niedrig angesetzt zurück.

Bei der ersten Lesung zum Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) ätzte sie gestern gegen eine Protestaktion der Apotheken: Nicht derjendige Akteur, der am lautesten rufe oder die großformatigsten Briefe schicke, werde sich durchsetzen, so Piechotta mit Blick auf die jüngste Kampagne der Abda.

Für Overwiening war dies der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: „Es ist mir ein Rätsel, warum gerade die Grünen solche Apotheken-herabwürdigenden Meinungen in ihren eigenen Reihen entfalten“, so die Abda-Präsidentin. Und weil man ja irgendwie im Gespräch bleiben muss, argumentierte sie sachlich weiter: „Ohne finanzielle Unterstützung wird es in Deutschland immer weniger Apotheken vor Ort geben. Wenn sich dann Großkonzerne in die Versorgung einmischen oder der Versandhandel die Arzneimittel durchs Land fahren muss, kann das nicht im Sinne der Grünen sein. Die Apotheken vor Ort versorgen schneller, ökologischer und wohnortnah – die Alternativen sind ineffizient und unökologisch.“

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