Anhaltspunkte auf Zusatznutzen unbekannten Ausmaßes für bestimmte Patientengruppen: Die Bewertung neuer Medikamente durch IQWiG und G-BA ist selbst für Fachkreise oft nur schwer nachzuvollziehen. Die Gastroenterologen sind verunsichert und sorgen sich, dass am Ende Regresse auf sie zukommen könnten.
Konkret geht es um Medikamente gegen Hepatitis C. Zwar habe sich das Behandlungsspektrum mit der Zulassung neuer Präparate deutlich verbessert, heißt es vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (BNG). Doch seien die neuen therapeutischen Möglichkeiten, etwa mit dem kürzlich zugelassenen Wirkstoff Sofosbuvir, aufwändig und teuer.
„Der BNG hat sich sehr dafür eingesetzt, dass die betroffenen Patienten schnell von den neuen Medikamenten profitieren können“, sagt Dr. Karl-Georg Simon vom BNG. „Wir geben unseren Kollegen zeitnah entsprechende Therapieempfehlungen an die Hand, die gerade in dieser Woche vom BNG zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) erneut aktualisiert worden sind.“
Trotzdem seien die behandelnden Ärzte verunsichert, so der Verband. Grund seien die unklaren Formulierungen aus der Nutzenbewertung. Darin heißt es beispielsweise über Sofosbuvir, der Wirkstoff biete bei der Behandlung einiger Hepatitis-C-Patienten gegenüber der Vergleichstherapie zwar möglicherweise einen Zusatznutzen, dessen Ausmaß lasse sich jedoch nicht quantifizieren.
„Wegen der verbesserten Heilungschancen haben wir nicht gezögert, sobald es möglich war, die neuen Medikamente kostenbewusst einzusetzen“, sagte Simon. Er und seine Kollegen hofften sehr, dass ihnen Auseinandersetzungen über die steigenden Gesamtaufwendungen für die antivirale Therapie von Hepatitis-Patienten erspart blieben.
Hepatitis C ist eine oft chronisch verlaufende, schwere Erkrankung, die unbehandelt zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen kann. Behandelt wird sie von niedergelassenen Gastroenterologen oder anderen in der Behandlung von Lebererkrankungen erfahrenen Ärzten.
Der BNG hat ein Zertifikat entwickelt, das hepatologische Schwerpunktpraxen kennzeichnet, die intensive Erfahrungen im Umgang mit leberkranken Patienten nachweisen und so eine qualitätsgesicherte antivirale Therapie anbieten können.
APOTHEKE ADHOC Debatte