CDU-Kandidatencheck

Hennrich: Merz kompetent, aber manchmal zum Davonlaufen

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Berlin -

Seit gestern ist das Kandidatenrennen um den CDU-Vorsitz offiziell eröffnet. Jetzt beginnt die Zeit der Diskussionen und Abwägungen in der CDU. Am 25. April sollen 1001 Delegierte den neuen CDU-Vorsitzenden wählen. CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich findet es schade, dass er seine Stimme nicht seinem persönlichen Favoriten, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, geben kann: „Mein Favorit Jens Spahn wird es wieder nicht. Das ist traurig, aber langsam gewöhne ich mich daran“, postet er auf Facebook. Bei den zu Wahl stehenden Kandidaten sieht Hennrich weniger Licht als Schatten.

„Was die anderen drei Kandidaten angeht, beschreibe ich die Situation wie folgt“, so Hennrich. Norbert Röttgen hält er – sollte nicht noch etwas Unvorhergesehenes passieren – für chancenlos: „Deshalb befasse ich mich nicht weiter mit ihm.“ Friedrich Merz bewertet Hennrich als „hochkompetent“. Er sehe, wie Merz die Menschen begeistere. Ihm gelinge es, Dinge zuzuspitzen und zu polarisieren, was in einer Demokratie – sofern es in den richtigen Bahnen laufe – nicht das Schlechteste sei. Hennrich ist aber trotzdem skeptisch: „Was mir nicht passt; er hat manchmal Positionierungen zum Davonlaufen. Die Äußerung zu den Frauen und Sturmtiefs war daneben und seine gestrige Bemerkung zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus war unterirdisch.“

Auch das ständige Betonen der Probleme im Zusammenhang mit Zuwanderung helfe der CDU nicht wirklich. Das habe schon 1990 nicht funktioniert und auch nach 2015 nicht. Es gelte zu handeln, ohne groß darüber zu sprechen. „Ich bin immer noch fasziniert, dass diese Binsenweisheit manche Spitzenpolitiker nicht begreifen wollen“, so Hennrich. Ihn irritiere auch, dass er noch nicht sehe, wie Merz Frauen und die jüngere Generation für die CDU gewinnen wolle. Dennoch gibt es für Hennrich Gründe, die für Merz sprechen: „Er hätte das Zeug dazu, AfD-Wähler zurück zu holen und es könnte gelingen, wieder einen ‚Lagerwahlkampf‘ zu führen.“ Für Merz spreche auch, dass er etwas von Wirtschaft verstehe. Gegen Merz spreche aber, dass er „leider zu wenig Respekt und Würdigung der Leistung der CDU in den letzten 15 Jahren“ aufbringe.

Bei NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sieht Hennrich ebenfalls Licht und Schatten: Laschet sei ein „erfolgreicher Ministerpräsident, der exzellente Arbeit leistet“ und mit Heribert Reul einen Innenminister habe, der im Bereich Innere Sicherheit Akzente setze wie wenig andere zum Beispiel bei der Bekämpfung der Clan-Kriminalität. Laschet sei ein „Pragmatiker, der seinen Laden in Nordrhein-Westfalen im Griff hat“. Für Laschet spreche auch seine Teamplayerqualitäten.

Skeptisch sei er allerdings in einem anderen Punkt: „Die Ära Merkel ist – bei allen Verdiensten und Erfolgen – vorüber“. Die CDU brauche einen Neuanfang, den die Menschen auch spürten. „Ich weiß auch nicht, ob es ihm gelingen kann, Protestwähler in nennenswertem Umfang zurückzuholen. Und was ich ebenfalls kritisch sehe: Wir sind in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Hat er dafür die richtigen Rezepte?“, fragt sich Hennrich. Man habe in der Vergangenheit zu sehr auf Kosten künftiger Generationen und zu Lasten vieler Unternehmer und Leistungsträger gelebt: „Auch da brauchen wir einen Paradigmenwechsel.“ Jeder der Kandidaten habe Stärken und Potenzial. Wie immer die Wahl ausgehe, am Ende müsse es der CDU gelingen, den Wählern ein Angebot zu unterbreiten, dass die Stärken aller drei Kandidaten vernünftig in der CDU abbilde und zum Tragen komme.

Auch Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus warnte im Ringen um den CDU-Vorsitz und den künftigen Kurs der Partei davor, zu stark auf Polarisierung zu setzen. „Das Profil der CDU ist das Einende“, sagte Brinkhaus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wenn es ständig um möglichst klare Kante geht, kommen wir zu Zuständen wie in den USA, wo sich zwei Lager so unversöhnlich gegenüberstehen.“ Es gebe in der Parteienlandschaft „inzwischen viele Spezialboutiquen mit Angeboten für bestimmte Zielgruppen“, argumentierte der CDU-Politiker. „Wir sind der Vollsortimenter, der ausgehend von der Mitte der Gesellschaft alles zusammenbindet. Das hat viel mit Kompromissen zu tun.“

Die krisengeschüttelte CDU bestimmt ihren neuen Vorsitzenden auf einem Sonderparteitag am 25. April. Am Dienstag hatten Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet ihre konkurrierenden Kandidaturen bekanntgemacht. Laschet, der eher dem liberalen Flügel der CDU zugerechnet wird, hat sich dabei die Unterstützung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gesichert, der eher als konservativ gilt und bei einer Wahl Laschets Parteivize werden soll. Schon vergangene Woche hatte der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen seine Kandidatur angekündigt.

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