CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich wird 2021 erneut für den Bundestag kandidieren: 97,5 Prozent der CDU-Delegierten nominierten Hennrich für das Direktmandat im Baden-Württembergischen Wahlkreis Nürtingen. Hennrich will den Apotheken im Zeitalter der Digitalisierung den Rücken stärken. Daher sieht der Gesundheitspolitiker die Übernahme der Teleclinic durch DocMorris kritisch: „Das müssen wir uns genauer ansehen“, so Hennrich gegenüber APOTHEKE ADHOC.
„Es kann nicht sein, dass unter dem Deckmantel der Digitalisierung die bewährte Trennung der Heilberufe von Arzt und Apotheker ausgehebelt wird“, so Hennrich. Das Edikt von Salerno sei fester Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems. Die Übernahme der Teleclinic durch DocMorris sei daher ein „interessanter Vorgang“. Laut Hennrich müssen sich die Gesundheitspolitiker der Regierungskoalition und auch das Bundesgesundheitsministerium mit dieser Entwicklung und deren Konsequenzen intensiv befassen.
In seiner Nominierungsrede sprach sich Hennrich dafür aus, die Freiberuflichkeit im Allgemeinen und auch im Gesundheitswesen zu stärken. Trotz aller Digitalisierung müsse am Ende dem Patienten ein Arzt und Apotheker gegenüberstehen. Die Empathie des persönlichen Kontaktes zum Patienten lasse sich nicht „wegdigitalisieren“, so Hennrich. Die Politik müsse dafür sorgen, dass die Heilberufe auch im Zeitalter der Digitalisierung ihre Aufgaben und Identität behielten.
Für Hennrich war die Nominierung am vergangenen Freitag ohne Gegenkandidaten reine Formsache: Seit 2002 vertritt er den Wahlkreis Nürtingen im Bundestag. Die Zustimmung in den Reihen der CDU war sogar größer als erwartet: 80 von 83 Delegierten (97,5 Prozent) wählten Hennrich und signalisierten damit ihre Unterstützung im anstehenden Bundestagswahlkampf 2021. Dieses Jahr fand die Nominierung unter Corona-Bedingungen statt. Nicht jedes CDU-Mitglied konnte wie sonst üblich über Hennrich abstimmen. Jeder Ortsverband schickte pro 10 Mitglieder stattdessen einen Delegierten.
Seit 2005 ist der Jurist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und seit 2009 Berichterstatter für den Bereich Arzneimittelversorgung, Apotheken und IQWIG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen). Er selbst bezeichnet sich als leidenschaftlichen Gesundheitspolitiker. Allein über die Arzneimittelversorgung könnte er lange reden, sagte Hennrich. Seine Ziele für die zu Ende gehende und die neue Legislaturperiode seien eine gerechtere Finanzierung, eine gemeinsame Gebührenordnung, die Aufwertung nichtakademischer Heilberufe und die Reduzierung der Lieferenpässe in der Arzneimittelversorgung.
Doch die Gesundheitspolitik ist nur ein Bereich, mit dem sich Hennrich als Abgeordneter beschäftigt. Eine der größten Herausforderungen – „nicht erst seit der Coronakrise“ – sei für ihn, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Wirtschaft weiterhin Wachstumsperspektiven habe, sagte Hennrich laut Nürtinger Zeitung. Die Automobilwirtschaft und der Maschinenbau hätten in Baden-Württemberg über Jahre hinweg die wirtschaftliche Entwicklung geprägt. „Heute erleben wir eine Gesellschaft, die diesen Teil der industriellen Wertschöpfung infrage stellt.“ Das wirke sich nicht nur auf die großen Automobilhersteller aus, sondern treffe konkret auch Unternehmen in seinem Wahlkreis. Recaro in Kirchheim, Heller in Nürtingen und Modine in Filderstadt nannte er. „Wenn hier Arbeitsplätze verloren gehen spart man auch beim Einkaufsbummel, beim Besuch der Therme, geht weniger Essen im Restaurant und zu keiner Kulturveranstaltung in der Mäulesmühle.“
Doch Hennrich will dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen: „Wir als Union werden uns mit aller Gewalt gegen eine solche Entwicklung stemmen und schauen, wo wir als Politik die Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Zulieferer unterstützen können.“ Ziel müsse es sein, die unterschiedlichsten Technologien zu fördern. Sein Eindruck: „Dass es in Deutschland Tendenzen gibt, alles platt zu machen, wovon wir leben, unseren Sozialstaat bezahlen und unseren Wohlstand schöpfen.“
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