Vermehrte Hitzewellen, höhere Feinstaubbelastung, Verlängerungen der Pollensaison, steigende Gefahren durch tropische Insekten und zunehmende UV-Strahlung verursachen von Jahr zu Jahr zusätzliche gesundheitliche Belastungen. Apotheker, Ärzte und Zahnärzte und medizinische Fachangestellte schlagen daher Alarm und fordern finanzielle Unterstützung von der Regierung.
Im Jahr 2023 seien 3100 Menschen an Hitzefolgen gestorben, im Jahr 2022 wären es sogar 4500 gewesen. Etwa die Hälfte der Hitzetoten seien Senioren ab 85 Jahren. Das Bewusstsein für die Gefahren von Hitze und die Maßnahmen zum Schutz, insbesondere für gefährdete Personen, müsse dringend geschärft werden, so das Aktionsbündnis Patientenversorgung in Nordrhein-Westfalen. Denn der Klimawandel sei längst kein entferntes Zukunftsszenario mehr.
Auch gemessen an den wachsenden Risiken für Infektionskrankheiten und der steigenden Gefahr für Krankheiten, die von Zecken oder tropischen Mücken übertragen werden könnten, erreiche der Klimawandel zunehmend „pandemische Ausmaße“, mahnt das Aktionsbündnis der NRW-Heilberufe. Politisch werde zwar viel gesprochen, doch bisher wenig umgesetzt.
Hitzeschutzpläne sollten die hitzebedingten Todesfälle zwar senken, „aber mit Informationsplakaten und Warnmeldungen alleine ist es nicht getan“, so das Bündnis. Die Hitzeprävention in der ambulanten Versorgung müsse kontinuierlich angepasst werden. Das verlange auch die klimatechnische Anpassung von Apotheken- und Praxisräumen und damit verbunden hohe Investitionen.
„Ohne konkrete Finanzierungszusagen und einem nicht gegebenen betriebswirtschaftlichen Handlungsspielraum sind erforderliche bautechnische Maßnahmen mit nachhaltigen und klimafreundlichen Verschattungs- und Klimatisierungssystemen in Apotheken und Praxen, damit auch bei extremer Hitze die Patientenversorgung gesichert ist, nicht möglich“ erklärt das Bündnis.
„Hitze ist für Mitarbeitende und Patienten gleichermaßen eine große gesundheitliche Belastung.“ Der Hitzeschutz müsse für Patienten und Praxis- und Apothekenteams sichergestellt werden. „Die Politik muss uns dabei finanziell unterstützen. Ansonsten bleiben nationale Klimastrategien nur Lippenbekenntnisse.“
Die Bereitschaft zur Umsetzung klimafreundlicher Maßnahmen sei groß. An Zusagen der Politik zur finanziellen Förderung der notwendigen Anpassungen vornehmlich für Apotheken und Praxen fehle es bisher, genauso wie an der grundsätzlichen Bereitschaft der Bundesregierung, die Koalitionsvertrag versprochene Stärkung von Apotheken und Hausärzten endlich umzusetzen, kritisiert das Bündnis. Die fehlenden Honorarzuwächse in den vergangenen zehn Jahren hätten die Liquidationsreserven aufgebraucht und böten keine Luft mehr für teure Investitionen für Klimaschutz.
Das Aktionsbündnis Patientenversorgung besteht aus Apothekern, Hausärzten und weiteren Fachkräften aus Gesundheits- und Pflegeberufen. Die Bündnispartner setzen sich gemeinsam für eine nachhaltige Sicherstellung und Verbesserung in der ambulanten Versorgung ein.
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