Iges-Gutachten

Hausärzteförderung: Kassen wollen nicht länger zahlen

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Berlin -

Viele Expertinnen und Experten warnen vor einem altersbedingten Aderlass bei der ärztlichen Versorgung. Vor allem im hausärztlichen Bereich fehlt Nachwuchs – und das obwohl es hier sogar Fördergelder gibt. Die Kassen wollen nicht zahlen, weil ihnen die Ergebnisse zu dürftig sind. Der GKV-Spitzenverband hat sogar ein Gutachten beim Iges-Institut in Auftrag gegeben.

Seit 1999 fördern Krankenkassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) finanziell die Weiterbildung Allgemeinmedizin. Das Ziel: Anreize für eine ausreichende Zahl von Weiterbildungsstellen in Kliniken und Vertragsarztpraxen schaffen, junge Ärztinnen und Ärzte stärker zu einer allgemeinmedizinischen Weiterbildung motivieren und dadurch den Anteil der Allgemeinmedizin in der vertragsärztlichen Versorgung erhöhen.

Denn schon seit Jahrzehnten zeichnet sich laut den Kassen ab, dass sich immer mehr Ärztinnen und Ärzte für eine spezialfachärztliche Weiterbildung und Berufsausübung entscheiden. Mit den gesetzlichen Regelungen zur Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin Ende der 1990er-Jahre sollten vor diesem Hintergrund das Fachgebiet Allgemeinmedizin aufgewertet und Anreize zur Weiterbildung geschaffen werden, um den Anteil dieser Fachgruppe innerhalb der Ärzteschaft zu erhöhen.

Halbe Milliarde für Berufsnachwuchs

Seit Beginn des Förderprogramms sind die Ausgaben für die Gehaltszuschüsse in der Weiterbildung laut GKV-Spitzenverband kontinuierlich gestiegen. Allein im Jahr 2021 wurden demnach knapp 300 Millionen Euro in die Stellenförderung in der vertragsärztlichen Weiterbildung Allgemeinmedizin investiert, hinzu kommen 85 Millionen Euro für die Weiterbildung in anderen Fächern sowie 24 Millionen Euro für die Stellenförderung in Krankenhäusern. Rund die Hälfte der Gesamtausgaben entfalle direkt auf die gesetzliche Krankenversicherung. „Angesichts des stetigen Anstiegs der Fördersummen dürfte bereits in naher Zukunft eine halbe Milliarde Euro jährlich dauerhaft überschritten werden“, so der Kassenverband.

Allerdings wird laut GKV-Spitzenverband immer deutlicher: Trotz der erheblichen Fördermittel und der steigenden Anzahl geförderter Stellen erreiche das Programm dieses Ziel nicht im wünschenswerten Umfang. Die Zahl der Hausärztinnen und
-ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung steige allenfalls marginal und bei Weitem nicht in einer Größenordnung, die den wachsenden Bedarf decken könnte.

In Zahlen: Die allgemeinmedizinischen Weiterbildungsabschlüsse sind laut Statistik der Bundesärztekammer (BÄK) zwischen 1998 und 2022 zwar von circa 1700 auf 1900 gestiegen – die Zahl der anderen Facharztabschlüsse aber deutlich stärker von 9000 auf 12.200. Der Anteil von Abschlüssen in der Allgemeinmedizin ist dadurch von rund 16 auf rund 13 Prozent gesunken.

Ebenfalls zurückgegangen sei der Anteil von hausärztlich Tätigen in der vertragsärztlichen Versorgung. Die BÄK-Statistik weise für das Jahr 1998 einen Anteil von knapp 41 Prozent aus, 2022 seien es nach den statistischen Informationen aus dem Bundesarztregister nur noch rund 36 Prozent gewesen.

Kein „Weiter so“

Der GKV-Spitzenverband fordert daher, dass alle Beteiligten gemeinsam nach neuen Lösungen suchen, um die Situation bei der hausärztlichen Versorgung tatsächlich zu verbessern. Zu diesem Zweck wollen die Kassen ein in Auftrag gegebenes Iges-Gutachten in die Lenkungsgruppe zur Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin einbringen. Dort sind auch die BÄK, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Verband der Privaten Krankenversicherung vertreten. Ziel sei es, gemeinsam einen umfassenden Vorschlag zu entwickeln, der sich mit konkreten Maßnahmen an den Gesetzgeber richtet.

„Die Ergebnisse nach einem Vierteljahrhundert der Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin bedeuten für uns ganz eindeutig, dass es ein ‚Weiter so‘ nicht geben kann. Allein durch den Einsatz von immer mehr Fördermitteln, die von den Beitragszahlenden finanziert werden, kann das eigentliche Ziel – genügend Nachwuchs für Hausarztpraxen – ganz offensichtlich nicht erreicht werden“, so Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes.

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