KHK-Checks in der Apotheke

Hausärztechef befürchtet Befunde-Chaos

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Berlin -

Wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gedacht hat, mit seinen Plänen für KHK-Checks in der Apotheke einen Keil zwischen die Heilberufe treiben zu können, hat er sich offenbar geirrt. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband lehnt die Idee zwar ab – vor allem aber wegen ganz praktischer Probleme.

„Die Pläne des Gesundheitsministers sind vollkommen absurd, das Vorgehen sprunghaft und undurchdacht. Das hat nichts mit umsichtiger Gesundheitsvorsorge oder -versorgung zu tun, sondern wird nur zu noch mehr Unübersichtlichkeit in einem sowieso schon vollkommen chaotischen Gesundheitssystem führen“, kommentiert der Bundesvorsitzende Dr. Markus Beier.

Auch aus medizinisch-fachlicher Sicht seien die Pläne „vollkommen unausgegoren“. „Die Werte, die wir etwa bei Vorsorgeuntersuchungen messen, dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Nur im Zusammenhang mit einer einhergehenden ärztlichen Untersuchung und der Kenntnis der Krankheitsgeschichte der Patientin oder des Patienten ergeben sie Sinn.“ So sorge beispielsweise bereits ein zuvor gegessener Müsliriegel für höhere Blutzuckerwerte. „Wenn der Gesundheitsminister so tut, als sei es sinnvoll, wenn künftig jede und jeder anlasslos und ohne vorab aufgeklärt worden zu sein, irgendwelche Check-Ups machen lassen soll, dann ist das verantwortungslos.“ Folge werde eine hohe Zahl auffälliger Befunde sein, die dann wiederum für viel Verunsicherung und Andrang in den Praxen sorgen. „Das wird zu einer noch höheren Belastung des Gesundheitswesens führen – ohne einen großen, nachhaltigen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten.“

Dass die Politik Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Kampf ansage, sei richtig. „Aber der Gedanke, einfach noch eine Light-Anlaufstelle draufzusetzen, die mal nebenher – in den ebenfalls völlig überlaufenen Apotheken – auch noch etwas misst, obwohl es bereits eine niedrigschwellige und genau dafür vorgesehene Versorgung gibt, ist viel zu kurz gesprungen. Viele Apothekerinnen und Apotheker wollen diese Aufgaben auch gar nicht übernehmen, denn sie wissen, dass ihre unverzichtbaren Kompetenzen ganz woanders liegen und da auch dringend benötigt sind.“

Beier: „Wir brauchen endlich ein Ende dieser erratischen Politik, die je nach Tagesform einmal hier, einmal da an einer kleinen Stellschraube dreht, statt die Großbaustelle ‚Gesundheitssystem‘ systematisch im Ganzen anzugehen. Wir werden die aktuellen wie die anstehenden Herausforderungen unseres Gesundheitssystems – seien es die sogenannten Volkskrankheiten, die finanzielle Schieflage der Krankenkassen oder auch die wachsende Ressourcenknappheit – nur lösen, wenn wir endlich mehr Struktur in dieses chaotische System bringen. Dafür braucht es nicht noch mehr Anlaufstellen – im Gegenteil. Es braucht dringend feste Zuständigkeiten, die jeweils bei den dafür fachlich ausgebildeten Akteuren.“

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