Hausärzte: Medikationscheck gehört in die Praxis Benjamin Rohrer, 24.01.2013 12:11 Uhr
Die Apotheker wollen ihr Dienstleistungs-Portfolio erweitern. Die Beratung multimorbider Patienten beispielsweise könnte eine neue Verdienstquelle werden, hofft die ABDA. Aus Sicht der Hausärzte sind Medikationschecks jedoch eine ausschließlich ärztliche Aufgabe: Der Hausarzt müsse die zentrale Stelle sein, bei der alle Informationen zur Arzneimitteltherapie zusammen laufen, fordert Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV). Für ihre Beratungen wollen die Mediziner auch zusätzlich vergütet werden.
Geis reagiert damit auf eine Studie der Krankenkasse hkk: Diese hatte ergeben, dass das Risiko von Polypharmazie nicht nur mit dem Alter des Patienten steigt, sondern auch mit der Anzahl der Ärzte, die an der Behandlung beteiligt sind.
Die Krankenkasse kritisiert zudem, dass es in Untersuchungen zur kompletten Arzneimitteltherapie nicht möglich sei, Werte über den Verbrauch von OTC-Medikamenten zu erhalten. Die Krankenkassen hätten nämlich nur Daten über den Rx-Konsum.
Der BHÄV fordert daher, dass Hausärzte als alleinige Schaltstelle agieren, was die Analyse und Beratung zur Medikation betrifft. „Der Hausarzt muss die zentrale Stelle sein, bei der alle medizinischen Informationen über den Patienten zusammenlaufen, damit die Therapien in Absprache mit den Fachkollegen gezielt koordiniert und eine für den Patienten gefährdende Polypharmazie vermieden werden kann“, so Geis.
Der BHÄV befürchtet, dass die Quote sich nach dem Wegfall der Praxisgebühr weiter verschlechtern wird. „Durch die undifferenzierte Streichung der Praxisgebühr werden Patienten jetzt sogar noch ermutigt, unkoordiniert Fachärzte aufzusuchen, ohne dass der eine Arzt vom anderen etwas erfährt oder ausreichend über eine bereits laufende Medikation Kenntnis hat“, so Geis.
Bis auf wenige Ausnahmen bekommen Hausärzte für Arzneimittelberatungen keine Extrazahlungen. In wenigen Regionen bestehen mit einzelnen Krankenkassen Selektivverträge. In Bayern zum Beispiel ist das Medikationsmanagement sogar Teil des Hausärztevertrages mit der AOK.
Der BHÄV fordert daher für seine Kollegen im ganzen Land: „Die besonders zeitaufwändige Überprüfung der gesamten Medikation eines Patienten durch den Hausarzt muss eigens honoriert werden.“
Weil die ABDA ihr Versorgungsmodell mit der KBV starten wollte, hatte der Deutsche Hausärzteverband sich stets gegen eine Kompetenzausweitung zugunsten der Apotheker ausgesprochen und sogar mit der Forderung nach Selbstdispensation provoziert.