Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, Wolfgang Hoppenthaller, will trotz bisher geringer Resonanz der Mediziner weiter für einen Ausstieg aus dem Kassenarzt-System werben. In drei der sieben bayerischen Regierungsbezirke hätten bislang gut 50 Prozent der Hausärzte eine Verpflichtungserklärung abgegeben, sagte Hoppenthaller. Die bayernweite Quote von 70 Prozent, ab der der Verband mit dem kollektiven Ausstieg aus dem bisherigen Kassenarztsystem ernst machen wollte, sei aber nicht erreicht, räumte er ein. „Die Ärzte wurden von Kassen, Kassenärztlicher Vereinigung und der Politik in ihrer Existenz bedroht, und deswegen konnten sich viele zum Ausstieg noch nicht entschließen“, sagte Hoppenthaller.
Der Hausärzteverband hatte Ende Januar bei einer Großveranstaltung in Nürnberg die Allgemeinmediziner aufgefordert, sich bis Mitte März zu verpflichten, ihre Zulassung als Kassenarzt zurückzugeben. Diese erste Frist hat der Verband zunächst bis Ende Juni verlängert. Er wolle die Frist nun noch einmal bis ins kommende Jahr hinein ausdehnen, sagte Hoppenthaller. Denn spätestens im ersten Halbjahr 2009 würden die Honorare in Bayern wegen der Gesundheitsreform drastisch absinken. „Dann gehen die Lichter aus, und die Hausärzte haben gar keine andere Möglichkeit, als auszusteigen“, warnte er.
Zusätzlichen politischen Druck will der Verband mit einer Protestkundgebung ausüben, die am 7. Juni im Münchner Olympiastadion geplant ist. Der Verbands-Chef forderte von der Landesregierung, auf die Krankenkassen und vor allem die AOK einzuwirken, damit sie höhere Honorare mit den Hausärzten vereinbaren. Der Hausärzteverband in Baden-Württemberg hatte Anfang des Monats einen Vertrag mit der dortigen Landes-AOK vereinbart, der den Hausärzten nach Berechnungen des Verbandes einen Honorarzuwachs von 30 Prozent bringt. Auch die bayerischen Hausärzte hatten in den vergangenen beiden Jahren über einen solchen Vertrag verhandelt. Die Gespräche seien aber gescheitert, sagte Hoppenthaller.
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