Hausärzte

Studiumreform gegen den Mangel dpa, 22.02.2016 08:44 Uhr

Gefragte Spezialisten: Gegen den Mangel an Hausärzten schlägt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin hat eine umfassende Reform des Medizinstudiums vor. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Rund 35 Prozent der Absolventen eines Medizinstudiums können sich vorstellen, Facharzt für Allgemeinmedizin zu werden. Doch nur 10 Prozent werden es. Zu wenig, um den Bedarf an Hausärzten zu decken.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin hat eine umfassende Reform des Medizinstudiums gefordert, um dem Hausärzte-Mangel zu begegnen. Dazu müsse vor allem auch die Allgemeinmedizin in Studium und anschließender Facharztausbildung gestärkt werden, sagte der Präsident der Gesellschaft, der Frankfurter Allgemeinmediziner Professor Dr. Ferdinand Gerlach.

Der Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen ist, sagte: „Wir stehen vor einer wirklich besorgniserregenden Entwicklung. Nur jeder zweite Hausarzt, der aus Altersgründen ausscheidet, findet derzeit einen Nachfolger.“ Mehr und mehr Orte würden bei dieser Entwicklung künftig keinen Hausarzt haben. „Wir müssten mindestens doppelt so viele Fachärzte für Allgemeinmedizin weiterbilden, wie wir dies derzeit tun.“

Um diesem Ärztemangel zu begegnen, sollen nach dem Willen der Großen Koalition mehr junge Mediziner für eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin interessiert werden. Die Gesundheits- und Wissenschaftsminister von Bund und Ländern wollen daher in den nächsten Monaten einen „Masterplan Medizinstudium 2020“ erarbeiten.

Gerlach erläuterte, mit dem Masterplan werden eine gezieltere Auswahl der Studienplatzbewerber und mehr Praxisnähe verfolgt. Zudem solle nicht mehr nur die spezialisierte High-Tech-Medizin an Universitätskliniken im Zentrum der Ausbildung stehen, sondern auch der Generalist, der den ganzen Menschen als Patienten im Blick habe.

Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, lehnte diese Pläne wiederholt ab. Er plädiert für mehr Studienplätze. Studieninhalte müssten „aus sich heraus begründet sein, weil es die Ausbildung erfordert – und nicht, weil eine bestimmte Fachgruppe Nachwuchsprobleme hat“, sagte er vor kurzem der „GesundheitsWirtschaft“. Das Medizinstudium sei in den vergangenen Jahren bereits wesentlich besser geworden und könne sich im internationalen Vergleich wieder sehen lassen.

Gerlach machte jedoch deutlich, der Hausarzt und Allgemeinmediziner habe ein Imageproblem innerhalb der Ärzteschaft, das zum Wohle des Patienten dringend abgebaut werden müsse. Das Interesse der Studierenden sei vorhanden. Rund 35 Prozent äußerten sich bei einer Befragung 2014 in diesem Sinne, aber nur 10 Prozent würden tatsächlich diesen Berufsweg wählen.