Porträt

Hasselfeldt will aufhören

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Berlin -

Gerda Hasselfeldt will mit 70 Jahren nicht mehr im Bundestag sitzen. Über die ungewöhnliche Karriere einer so leisen wie mächtigen Frau, ohne die der Draht zwischen Kanzlerin Angela Merkel und dem CSU-Chef Horst Seehofer vielleicht ganz abreißen würde.

Irgendwann muss einfach Schluss sein: 30 Jahre im Bundestag, Bauministerin und Gesundheitsministerin unter Helmut Kohl, später Bundestagsvizepräsidentin. Schließlich die erste Frau an der Spitze der CSU-Landesgruppe im Bundestag, die einst von Franz Josef Strauß geführt wurde – der wohl wichtigste CSU-Posten nach dem Parteivorsitz. Hasselfeldt, eine der wenigen Frauen, die es in der CSU nach ganz oben geschafft hat, will 2017 nicht wieder für das Bundesparlament kandidieren. Mit dann 67 Jahren will sie aufhören; selbstbestimmt und ohne Skandale.

Weil die Entscheidungen über die Kandidatenaufstellung schon jetzt anlaufen, hat Hasselfeldt Seehofer über ihren Entschluss informiert. Am Dienstagabend konnte man das bei „Spiegel Online“ lesen. Damit war es 24 Stunden vor einer wichtigen Konferenz in Hasselfeldts Wahlkreis am Mittwochabend in Fürstenfeldbruck bekannt. Sie hätte es ihren Leuten gern selber gesagt.

Eine große Überraschung ist die Entscheidung aber nicht. Sie hat schon öfter laut über den Abschied aus dem Bundestag nachgedacht. So sagte sie am Mittwoch: „Ich möchte nicht mit 70 noch im Bundestag sitzen, sondern dann Platz für Jüngere machen.“

Hasselfeldt ist eine ganz ungewöhnliche Politikerin. Ungewöhnlich, weil sie leise ist, nicht poltert, höflich bleibt, sachlich bis zur Langeweile formuliert, sich nicht in den Vordergrund drängt, keine große Rednerin ist. Und dennoch hat sie Karriere in einer Partei gemacht, in der all das oft zum Erfolgsrepertoire gehört.

Hasselfeldt hat Fachwissen, Geduld, Ausdauer. Darin ähnelt sie der Kanzlerin. Auch deshalb haben die beiden Frauen über die Jahre ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Seehofer mag Hasselfeldt einst gebeten haben, den begehrten Posten des Landesgruppenvorsitzes zu übernehmen, weil er vielleicht keinen allzu großen Konkurrenten in Berlin haben wollte. Bekommen hat er in der Hauptstadt zwar eine Parteisoldatin, aber eine, die sich nicht verbiegt.

Oft ist es Hasselfeldt, über die die schwierige, zum Teil abgerissene Kommunikation zwischen Merkel und Seehofer läuft. Hasselfeldt, die Vermittlerin, die auch in der Flüchtlingskrise mit den massiven CSU-Attacken aus München gegen Merkel ruhig bleibt. Das hat manchen in der CSU missfallen.

Auch wenn Hasselfeldt bis zum letzten Tag in diesem Amt im nächsten Jahr vollen Einsatz zeigen wird – die Nachfolgedebatte ist nun eröffnet. Einige spekulieren auf Verkehrsminister Alexander Dobrindt. In der CSU gilt selbst ein Bundesminister als nicht so mächtig wie der Landesgruppenchef. Schon 2011 war Dobrindt, damals noch CSU-Generalsekretär, dafür im Gespräch.

Hasselfeldt, geboren in Straubing, aufgewachsen in Haibach als eines von sechs Kindern, dürfte sich dann mehr jenen widmen, für die der politische Alltag oft keine Zeit ließ: Den eigenen Kindern und Enkelkindern. Einst gestand sie, dass sie als junge Mutter nicht selten geweint habe, weil sie ihre Kinder so selten sah.

2019 wird sie 50 Jahre CSU-Mitglied sein. Man darf davon ausgehen, dass sie ihr Markenzeichen nicht ablegen wird: Akkurater Kurzhaarschnitt, moderne Brille, Ohrringe farblich abgestimmt mit der Kleidung – die wiederum passend zu extravaganten Schuhen und diese im selben Leder wie die Handtasche. Und ein Lächeln auf den Lippen, das ihre Fähigkeit zur Härte gegen sich und andere überdeckt.

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