Nach Baden-Württemberg und dem Saarland soll in Kürze auch in Rheinland-Pfalz eine weitere digitale Rezeptsammelstelle in den Probebetrieb gehen: Der Landesapothekerverband sucht aktuell einen Standort und will nach und nach alle 80 Rezeptsammelstellen des Landes auf die neue Technik umstellen. Zudem pusht der Verband den Einsatz der neuen App „ApoJet“ zur digitalen Kommunikation zwischen Apotheke und Patient.
„Wie schon in anderen Bundesländern werden auch in Rheinland-Pfalz die behördlich genehmigten Briefkästen, die als Rezeptsammelstellen in ländlichen Regionen dienen, nach und nach gegen digitale Rezeptsammelstellen ausgetauscht werden“, kündigt der Apothekerverband an. Damit stehe der nächste Bereich der Digitalisierung fest, so Verbandschef Theo Hasse.
Für Hasse liegen die Vorteile der digitalen Rezeptsammelstelle auf der Hand: „Die ortsnahe Apotheke versorgt ihre Patienten nicht nur am eigenen Standort, sondern auch in abgelegeneren Ortschaften schneller, besser und effizienter als es irgendeine Versandapotheke je könnte. Geschwindigkeit und Nähe sowie persönliche und individuelle Beratung bei größtmöglicher Sicherheit – das sind die klaren Pluspunkte der Apotheke vor Ort!“
Die Ankündigung zur Umstellung der Rezeptsammelstellen ist Teil einer Digitalisierungsoffensive des Apothekerverbandes: Dazu gehört auch die neue App „ApoJet“, wie die digitale Rezeptsammelstelle ebenfalls entwickelt vom ARZ Darmstadt. Diese bringt laut Verband „Apotheken und Kunden noch enger zusammen“. Damit werde die Arzneimittelversorgung „noch kundenfreundlicher und schneller“, wirbt der Verband für die App. Diese sei speziell für die Bedürfnisse von Kunden und Patienten der Apotheke entwickelt worden. „Die App wird in den kommenden Wochen nach und nach zum Einsatz kommen und durch rheinland-pfälzischen Apotheken den Kunden und Patienten zur kostenfreien Nutzung angeboten werden“, so Hasse.
Über das Smartphone könne der Kunde sein Rezept fotografieren und sicher an die vom Kunden gewünschte Apotheke übertragen. Alternativ oder zusätzlich können auch Sprach- oder Textnachrichten gesendet werden. Zusatzfunktionen der App ermöglichen, die wichtigen eigenen Medikationsdaten zu verwalten. So könne beispielsweise ein digitaler Medikationsplan mit Einnahmehinweisen und Erinnerungen angelegt werden. Darüber hinaus stehen dem Nutzer Informationen aus der „Gelben Liste“ zur Verfügung, die zum Beispiel dabei helfe, Verwechslungen von Tabletten zu vermeiden.
„Apotheken sind längst in einem hohen Maße digital unterwegs“, weist Hasse zugleich immer wieder aufkommende Kritik zurück. Wären sie es nicht, so Hasse weiter, könnten sie die Anforderungen an eine moderne Arzneimittelversorgung überhaupt nicht erfüllen. Rabattverträge, Fragen zum regelgerechten Austausch von Arzneimitteln oder zu Wechselwirkungen seien aufgrund der Vielzahl der Regelungen und Informationen auch für den ausgebildeten Pharmazeuten nur mit digitaler Unterstützung möglich: „Warenwirtschaft, Distribution, Lagerhaltung und Kundenmanagement – all dies geschieht bereits digital.“
Kürzlich wurden in Baden-Württemberg und im Saarland die ersten beiden digitalen Rezeptsammelstellen in den Probetrieb genommen. Die neuen Briefkästen werden seit Januar in Neidlingen und Heusweiler-Kutzhof in einem Pilotversuch getestet.
Der saarländische Testort Heusweiler-Kutzhof liegt im oberen Köllertal und hat rund 2200 Einwohner – eine Apotheke gibt es laut Kammer nicht im Ort. Seit Jahren wird die Arzneimittelversorgung dort durch eine von Kammerpräsident Manfred Saar betriebene herkömmliche Rezeptsammelstelle gewährleistet. Der Pilotbetrieb der jetzt in Betrieb genommenen digitalen Rezeptsammelstelle soll drei Monate andauern.
Die im Saarland eingesetzte digitale Rezeptsammelstelle wurde vom ARZ Darmstadt entwickelt. „Mit der digitalen Rezeptsammelstelle wollen auch wir unseren Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raumes leisten. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, auch hier Präsenz zu zeigen“, so Saar bei der Eröffnung.
Die „callmyApo-Terminal“ getaufte digitale Rezeptsammelstelle in Baden-Württemberg wurde initiiert vom LAV Baden-Württemberg und technisch umgesetzt von der VSA. Neben der digitalen Rezeptübermittlung in die Apotheke biete diese Variante den Patienten auch die Kommunikation mit der angeschlossenen Apotheke. Unter demselben Namen gibt es auch eine Smartphone-App.
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