Widerstand gegen Apothekenreform

Hartmann: Gemeinsam gegen Lauterbach

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Berlin -

Dr. Stefan Hartmann vom Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) ruft zu gemeinsamen Protesten gegen die Reformpläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf. Nicht nur die Veröffentlichung des für die Branche so wichtigen Reformgesetzes über die FAZ, sondern auch die Inhalte seien ein Affront, gegen den man sich zur Wehr setzen müsse.

Die vereinfachten Möglichkeiten zur Gründung von Zweigapotheken und Filialen, sowie die Möglichkeit der Öffnung einer Apotheke ohne Anwesenheit eines Apothekers werden nach Einschätzung des BVDAK die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln nicht stärken. „Warum sollte in einer strukturschwachen Region eine Filiale eröffnet werden, die den nötigen Ertrag nicht erwirtschaften kann?“

Zudem müssen auch diese Apotheken personell so aufgestellt sein, dass die Versorgung der Bürger gewährleistet werden könne. „Das ist angesichts der prekären Personalsituation im Markt überhaupt nicht darstellbar.“

Bei der Honorarumverteilung ist laut Hartmann der Begriff „Peanuts“ angebracht: „Das BMG stellt das Fixum in Höhe von 9 € ab 2026 groß heraus. Wieviel Hundert Rezeptzeilen soll eine Apotheke beliefern, damit die ‚großzügigen‘ 65 Cent sich im Betriebsergebnis bemerkbmachen? Der im Gegenzug abgesenkte prozentuale Zuschlag wird bei vielen Apotheken größere Einbußen zeigen“, so Hartmann.

Die Umverteilungspläne seien eine zusätzliche Unsicherheit, die Fläche werde damit aber sicher nicht gestärkt. „Die Krankenkassen klatschen laut Beifall, weil die jetzigen Änderungen kostenneutral erfolgen – ab 2027 werden sie die Verhandlungen über Honoraranpassungen mit den Apotheken, zu denen sie verpflichtet werden, einfach aussitzen oder blockieren.“

Wie solle weiterhin die flächendeckende Versorgung aufrechterhalten werden, wenn seit vielen Jahren das Honorar nicht angepasst werde und jede Kostenposition regelmäßig steige, fragt Hartmann. Die wirtschaftliche Basis der vollhaftenden Apothekeninhaber werde zerstört, die Versorgungsqualität mit Arzneimitteln werde leichtfertig, aber offenbar bewusst geopfert.

Gemeinsam laut werden

„Das Gesetz darf in großen Teilen so nicht kommen, es gilt dieses mit aller Macht zu verhindern. Allen Landes- und Regionalpolitikern ist klarzumachen, wie die Versorgung in der Fläche in gar nicht allzu ferner Zeit aussehen wird. Für diese Information wird sich der BVDAK aktiv einsetzen. Wirklich jeder Mitarbeitende der Apothekenteams muss jetzt jeden erdenklichen Kontakt nutzen, um auf das unwiderrufliche Aus vieler Apotheken hinzuweisen. Auch mehrtägige Streiks, wie von einigen Apothekerverbänden vorgeschlagen, wird der BVDAK unterstützen.“

Laut Hartmann bekommt die Abda die Quittung für ihre „zaudernde, rückwärtsgewandte Berufs- und Standespolitik der letzten 20 Jahre, die im Ehren- wie im Hauptamt viel zu unprofessionell und strategielos agierte und agiert und die der Politik nicht einmal ansatzweise gewachsen ist“. Hartmann fordert, dass die personelle Erneuerung auf allen Ebenen jetzt schnell gehen muss.

Einen konkreten Sparvorschlag zur kostenneutralen Erhöhung des Apothekenhonorars liefert er auch noch: „Aktuell gibt es immer noch 95 Krankenkassen, die alle das Gleiche anbieten und mal mehr, mal weniger Kosten verursachen und dabei 12 Milliarden Euro Verwaltungsaufwand verursachen. Da sollte Karl Lauterbach endlich ansetzen“, so der BVDAK-Vorsitzende.

Er schlägt vor: „Bei der Krankenhausreform werden Schwerpunktkliniken gebildet, wo entsprechendes Know-how und praktische Erfahrungen zusammentreffen. Dies als Blaupause auf die Kassen übertragen würde bedeuten: Diejenigen mit den höchsten Verwaltungskosten pro Versicherten werden denjenigen zugeschlagen, die ordentlicher mit dem Geld der Beitragszahler umgehen.“

Würden auf diese Weise nur zehn Krankenkassen pro Jahr auf die Profis unter ihnen verschmolzen, würde sich schon mittelfristig ein großer finanzieller Spielraum eröffnen, der letztlich auch dem GKV-System selbst diente. Hartmann: „Weiterhin sind Antworten zu einer auskömmlichen Honorierung der Apotheken gefragt. Dem jetzt vorliegenden Entwurf des ApoRG, der zu wenige Antworten enthält, gilt es entschieden entgegenzutreten. 12 Milliarden Euro Verwaltungskosten der GKVen bieten Einsparpotenziale, die sofort zu heben wären!“

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