Hartmann fordert Lauterbachs Rücktritt Patrick Hollstein, 17.10.2023 13:23 Uhr
Dr. Stefan Hartmann, Apotheker aus München und Vorsitzender des Verbands BVDAK, hat genug von den Irrlichtereien Karl Lauterbachs. Er fordert den Rücktritt des Gesundheitsministers.
Anstatt aus den „fehlgeschlagenen Sparrunden“ endlich die richtigen Lehren zu ziehen, plane Lauterbach weitere Kostenbremsen: „Gesundheitskioske als Billig-Varianten zur medizinischen Versorgung und Apothekenfilialen mit stark reduzierten Leistungen“, so Hartmann. „Keine Apotheker in der Apotheke, keine Rezeptur. Das führt zur Versorgungsverschlechterung und der Zerschlagung des flächendeckenden Gesundheitssystems.“
Die Vor-Ort-Apotheken stünden bereits unter hohem Kostendruck: „Die allgemeinen Kostensteigerungen, für Energie und ganz besonders für das Personal, sind kaum aufzufangen. Wie soll das funktionieren, wenn Lauterbach ‚Abgabestellen‘ zulässt, in denen kein Apotheker anwesend sein muss, die keine Rezepturen herstellen und die keine Nacht- und Notdienste anbieten?“
Kioske entziehen Geld
Nach den stark rückläufigen Apothekenzahlen der jüngsten Jahre sei mit mindestens 600 weiteren Apothekenschließungen pro Jahr zu rechnen. Hinzu kämen 50 Insolvenzen, bei welchen die Inhaber mit ihrem Privatvermögen haften. „Diese Tendenz wird sich beschleunigen, wenn ‚Apotheke light‘-Filialen gegenüber Hauptapotheken mit vollem Leistungsangebot eröffnen. Diese entziehen dem System Geld, ebenso wie Gesundheitskioske und Investoren der ärztlichen Versorgungsstruktur Geld entziehen.“
Weder Apotheker und Ärzte noch Krankenhäuser könnten die Gehälter zahlen, um engagierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele Heilberufe nur noch als lästige Kostenverursacher gesehen werden. Je mehr schließen oder in die Insolvenz gehen, umso stärker die Einsparungen für die GKV!“
Während in der Industrie und dem produzierenden Gewerbe hohe Lohnzuwächse zu beobachten seien, sei die finanzielle Lage im Gesundheitswesen derart angespannt, dass viele Heilberufe von dieser Entwicklung vollkommen abgeschnitten seien. „Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, angestellte Ärzte und Apotheker/PTA in den Praxen und Apotheken vor Ort sehen sich infolge der immens steigenden Arbeitsbelastung zunehmend anderweitig um. Dabei ist oder war dies zumindest ein Teil der Klientel, der die SPD ihre Wahlerfolge in früheren Jahren verdankte.“
„Eiskalt und perfide“
Hartmann wirft Lauterbach vor, die Wählerschaft der SPD, die zu einem großen Teil aus Angestellten bestehe, völlig zu vergessen. Dabei wisse er genau, was er tue – Bundeskanzler Olaf Scholz schaue tatenlos zu, wie sein Minister „eiskalt und perfide seine höchst selbst erdachten Strategien“ durchziehe. „Anstatt das bestehende System auf ein stabiles Fundament zu stellen, lenkt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit einem ganzen Füllhorn von Einzelmaßnahmen, am liebsten digitaler Natur, von der eigenen Unfähigkeit ab, das System von Grund auf zu reformieren und damit zu stabilisieren“, so Hartmanns Fazit.
„Wir fordern den Rücktritt von Dr. Karl Lauterbach und rufen die Ampelparteien, die Opposition und die Bundesländer zum massiven Widerstand auf. Lasst uns gemeinsam mit den Berufsvertretungen Abda, KVB, ZKVB und der Krankenhausgesellschaft eine nie dagewesen Protestwelle starten – auch die Bevölkerung muss endlich aufwachen!“