Hartmann: Fassungslos über FDP APOTHEKE ADHOC, 11.09.2017 13:15 Uhr
In einem offenen Brief hat sich der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) an die FDP gewandt. Darin verwahrt sich der Vorsitzende Dr. Stefan Hartmann, selbst langjähriger Parteifreund, nicht nur gegen die Einschätzung, die Apotheker hätten die Liberalen bei der Bundestagswahl 2013 im Stich gelassen. Große Sorgen mache man sich auch zur Sichtweise der Partei in Sachen Weiterentwicklung des deutschen Apothekenmarktes.
Auf dem Wahlparteitag habe sich die FDP ohne eine inhaltliche Debatte mit Mehrheit für die Abschaffung des Fremdbesitzverbots entschieden. „Wenn man sich überlegt, dass circa 15.000 selbstständige Apotheker gerne selbstständig bleiben wollen, darf man sich über eine kritische Reaktion nicht wundern“, so Hartmann. Und der „Absturz“ der FDP bei der letzten Bundestagswahl habe sicher nicht an der damaligen FDP-Gesundheitspolitik gelegen.
Die Entscheidung, Apothekenketten etablieren zu wollen, treffe den seit Jahrzehnten bewährten Kern des deutschen Apothekenwesens. Keine andere demokratische Partei, insbesondere keine Partei, die bisher die Vorteile der bisherigen Apothekenstrukturen ausdrücklich anerkannt habe, habe in Deutschland eine solche Forderung bisher in ihrem Programm.
In europäischen Nachbarländern könne man beobachten, welche Folgen solche Forderungen für mittelständische Strukturen hätten: „Apotheker verlieren ihre Existenz als Selbstständige, Konzerne sorgen in kürzester Zeit dafür, dass familiengeführte Unternehmen mit mittelständischen Strukturen vom Markt rücksichtslos verdrängt werden. Die flächendeckende Versorgung wird nicht mehr sichergestellt, da sich Apothekenketten auf die lukrativen Ballungsräume beschränken werden“, so Hartmann weiter.
Durch den sich parallel weiter ausbreitenden Versandhandel werde nachvollziehbarerweise und unstrittig die Zahl der Apotheken weiter abnehmen, die Folgen werde die Bevölkerung zeitnah zu spüren bekommen. „Kurz gesagt: Inhabergeführte, familiengeprägte Unternehmen verlieren weiter an Bedeutung, mittelständische Strukturen werden zerstört und durch anonymes, ausschließlich gewinnorientiertes Großkapital ersetzt“, kritisiert Hartmann.
Nicht nur erhebliche Teile der FDP-Mitglieder, auch alle anderen Freiberufler wie zum Beispiel Anwälte, Steuerberater oder Ärzte seien ebenso wie der BVDAK „regelrecht fassungslos über diesen Beschluss“. Dann erinnert Hartmann Parteichef Christian Lindner an die Karlsruher Freiheitsthesen der FDP. „Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft“, „Wir Liberalen wollen diese mittelständischen Tugenden stärken“, „Wo Bürger und Unternehmen sich nicht auf Augenhöhe begegnen, muss das Recht den Schwachen vor Missbrauch des Starken schützen“, stehe dort zu lesen.
Diese Aussagen teile der BVDAK vollumfänglich. Hartmann: „Sie stehen aber in totalem Widerspruch zum Beschluss des Wahlparteitages und den propagierten liberalen Werten. Wir wünschen uns daher von Ihnen und der FDP eine klare Distanzierung vom Fremdbesitzbeschluss, wenn möglich noch vor oder spätestens unmittelbar nach der Bundestagswahl.“ Die FDP habe sich bisher immer hinter den Mittelstand in Deutschland gestellt, damit auch hinter die Freiberufler und die inhabergeführten Apotheken: „Ergreifen Sie wieder Partei für alle Freiberufler, auch für uns Apotheker. Deutschland braucht die FDP, aber will die FDP auf große Teile eines bisher bewährten Systems verzichten?“