Vor den Warnstreiks in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wird der Ruf nach Geschlossenheit lauter: Uwe Hansmann, Vize beim Apothekerverband Niedersachsen, hat in einem Brief von den Vorständen der Kammern und Verbände bundesweite Unterstützung insbesondere für DAV-Chef Fritz Becker gefordert. „Ich halte es für absolut notwendig, diesbezüglich geschlossen aufzutreten“, forderte Hansmann.
Becker hat für Mittwoch in den Regionen um Esslingen und Sigmaringen Warnstreiks angekündigt. Zwischen 9 und 12 Uhr werden Medikamente nur noch über die Notdienstklappe abgegeben. Knapp 60 Apotheken werden sich beteiligen.
„Ich persönlich freue mich sehr, dass es in den Ländern schon verschiedentlich – sowohl von Kammern und Verbänden als auch einzelnen Kollegen/-innen – Aktivitäten gibt, die die klare Position, wie sie seitens Fritz Becker für den DAV immer wieder bei der Politik und den Medien vorgetragen wird, unterstützen“, so Hansmann.
Allerdings sei das uneinheitliche Auftreten der unterschiedlichen Ländern „sehr bedenklich“: Wenn Becker Warnstreiks ankündige, „sollte diese öffentlich gemachte Ansage unseres gemeinsamen Vorsitzenden auch von allen Mitgliedsorganisationen gleichermaßen unterstützt werden.“ Jede „oberlehrerhafte Belehrung in der Öffentlichkeit oder Presse hat an dieser Stelle nichts zu suchen“, so Hansmann.
Hansmann verteidigte zudem Streik als Mittel des Arbeitskampfes: Es sei „ein demokratisches Grundrecht“, das auch von anderen Berufsgruppen selbstverständlich auch immer wieder durchgezogen werde. „Und dieser Arbeitskampf ist in unserer derzeitigen betriebswirtschaftlichen Situation mehr als notwendig, wenn wir nicht weiter der spätsozialistischen Gleichmacherei durch BMG und BMWI anheim fallen wollen.“
Hansmann hat sich in den vergangenen Wochen immer wieder in die öffentliche Debatte eingebracht und seinem Ärger in offenen Briefen an Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und -gesundheitsminister Daniel Bahr (beide FDP) Luft gemacht.
Die Einlassungen des Apothekers aus Lilienthal bei Bremen sind auch deshalb interessant, weil der niedersächsische Verbandschef Heinz-Günter Wolf als ABDA-Präsident in vorderster Reihe steht und Kammerpräsidentin Magdalene Linz Apothekenschließungen grundsätzlich ablehnt. In Hannover will man am Donnerstag entscheiden, ob überhaupt die Streikbereitschaft abgefragt wird.
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