FDP-Politiker

Hans-Dietrich Genscher ist tot

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Berlin -

Der Mann mit dem gelben Pullover ist tot. Heute verstarb der FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher im Alter von 89 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen. Wie nur wenige andere Politiker prägte Genscher über mehrere Jahrzehnte die deutsche Politik und war maßgeblich an der Gestaltung der Deutschen Einheit beteiligt. 18 Jahre lang führte Genscher das Außenministerium. Von 1974 bis 1985 war er außerdem Bundesvorsitzender der FDP. Genscher als einer der besten „Strippenzieher“ der Politik.

Hans-Dietrich Genscher wurde am 21. März 1927 in Reideburg im Saalkreis in Sachsen-Anhalt geboren. Er war seit 1965 Mitglied des Deutschen Bundestages. 1969 übernahm er in der ersten SPD-geführten Bundesregierung unter Willy Brandt das Innenministerium. 1974 wechselte er ins Außenministerium und führte es bis 1992. Der Hallenser war einer der bekanntesten und beliebtesten Politiker Deutschlands. Sein Markenzeichen war der gelbe Pullover.

1992 hatte sich Genscher von seinen Ämtern zurückgezogen. Der Politiker musste immer wieder mit gesundheitlichen Problemen kämpfen. Als Ehrenvorsitzender seiner Partei meldete er sich jedoch auch weiterhin regelmäßig zu aktuellen politischen Themen zu Wort.

Genschers politischer Lebenslauf ist eng mit wichtigen Weichenstellungen in der deutschen Politik verknüpft. 1969 führte Genscher als Innenminister an der Seite von Walter Scheel die FDP in die erste sozial-liberale Koalition unter Willy Brandt. In seine Amtszeit fiel die Geiselnahme israelischer Sportler 1972 während der Olympischen Spielen in München. Genscher stellte sich als Austauschgeisel zur Verfügung, dies wurde von den palästinensischen Geiselnehmern jedoch abgelehnt.

Nach dem Rücktritt von Willy Brandt und der Wahl von Walter Scheel zum Bundespräsidenten wurde Genscher im Mai 1974 zum Außenminister und Vizekanzler in der nun von Helmut Schmidt (SPD) geführten sozial-liberalen Bundesregierung berufen. Nachdem die sozial-liberale Koalition bei der Bundestagswahl 1980 nur knapp erneut bestätigt worden war, wirkte Genscher ab Mitte 1981 unterstützt durch Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff auf ein Ende der Koalition mit der SPD hin. Am 17. September 1982 trat Genscher gemeinsam mit den übrigen FDP-Bundesministern zurück.

Am 1. Oktober 1982 wurde daraufhin Oppositionsführer Helmut Kohl in einem konstruktiven Misstrauensvotum zum neuen Bundeskanzler gewählt. In der FDP führte der Koalitionswechsel zu erheblichen Auseinandersetzungen. 1885 legte Genscher den FDP-Vorsitz nieder. Von 1982 bis 1992 blieb Genscher aber Außenminister und Vizekanzler an der Seite Kohls.

Als Außenminister stand er für eine Ausgleichspolitik zwischen Ost und West und entwickelte Strategien für die Weiterführung des Ost-West-Dialogs mit der UdSSR, sowie das Zusammenwachsen Europas. Besonders ab 1987 warb Genscher für eine „aktive Entspannungspolitik“ als Antwort des Westens auf die sowjetischen Bemühungen.

Genscher hatte großen Anteil an der europäischen Einigung und am Gelingen der deutschen Wiedervereinigung. Maßgeblich war er an Verhandlungen mit den USA, der damaligen Sowjetunion sowie mit Frankreich und Großbritannien über die Wiedervereinigung beteiligt. Als einer der Höhepunkte seiner politischen Arbeit gilt Genschers Auftritt auf dem Balkon der Prager Botschaft in Spätsommer 1989, als er unter großem Jubel die Ausreiseerlaubnis für dorthin geflüchtete Bürger der DDR verkündete.

Dort sprach Genscher die weltberühmt gewordenen Worte: „Liebe Mitbürger, wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen.....“. Weiter kam er nicht . Die Fortsetzung: „mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland möglich geworden ist“, ging im Jubel unter.

Nachdem sich Genscher 1992 aus der aktiven Politik zurück gezogen hatte, wurde sein Rat immer wieder gesucht. Als Ehrenvorsitzender der FDP nahm er weiterhin maßgeblichen Einfluss auf den Kurs der Freien Demokraten. Als „dunkelste Stunde der Parteigeschichte“ empfand Genscher die Wahlniederlage von 2013 mit dem Ausscheiden der FDP aus dem Deutschen Bundestag.

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