Abschreibungen bei Apothekerversorgung

Handelsblatt: Verluste bei Versorgungswerk

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Berlin -

Dass das Versorgungswerk in Schleswig-Holstein mehr als 50 Millionen Euro abschreiben musste, war für die betroffenen Apothekerinnen und Apotheker sicherlich einer der Tiefschläge des Jahres. Der Fall schlägt Kreise über die Branche hinaus, nach den Kieler Nachrichten berichtete auch das Handelsblatt über die Vorgänge.

Beim Versorgungswerk mussten außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 54,9 Millionen Euro vorgenommen werden. Um keinen negativen Jahresabschluss vorlegen zu müssen, entschieden die zuständigen Gremien, einen Teil der Zinsreserve in Höhe von 24 Millionen Euro aufzulösen, sodass diese auf 21 Millionen Euro abgeschmolzen wurde. Nachdem die Verantwortlichen zunächst versucht hatten, den Fall diskret zu behandeln, wurden die Mitglieder dann doch noch im Rahmen einer Informationsveranstaltung informiert.

„Es war eine Entscheidung mit fatalen Folgen“, beschreibt das Handelsblatt, wie es dazu kam: Im Jahr 2020, auf dem Höhepunkt des Immobilienbooms, hätten sich die Verantwortlichen in Kiel entschieden, sich nicht mehr an die Anlageverordnung für Pensionskassen zu halten. Die Kammerversammlung habe damals die zwingende Anwendung der Anlageverordnung in der Satzung gestrichen.

Denn: „Die Anlageverordnung stellt sehr restriktive regulatorische Grenzen auf, die einer erfolgreichen Kapitalanlagepolitik entgegenstehen. Aktuelle Chancen im Kapitalmarktumfeld können nicht im Interesse der Versorgungsempfänger ausreichend wahrgenommen werden“, war man sich sicher.

Mit dem Beschluss in der Tasche stieg das Versorgungswerk laut Bericht massiv in den bereits heiß gelaufenen Immobilienmarkt ein. „Im Berichtsjahr wurden rund 100 Millionen Euro für Mezzanine-Finanzierungen und für die Vergabe von Gesellschafterdarlehen aufgewandt“, heißt es im Geschäftsbericht 2021. Der Mezzanine-Anteil erhöhte sich dadurch auf 16 Prozent der Kapitalanlagen, später stieg er sogar auf 19 Prozent.

Apothekerversorgung als Extrembeispiel

Laut Handelsblatt zeigt der Fall exemplarisch, „wenn auch in vermutlich extremer Form“, wie sich das Anlageverhalten vieler institutioneller Investoren in den vergangenen Jahren am Immobilienmarkt verändert hat – und „vor welchen Schwierigkeiten sie in den kommenden Jahren stehen“.

Apotheker Yannick Detampel kritisiert im Beitrag, dass Totalverluste in Kauf genommen wurden – zum Teil für Minirenditen um die 7 Prozent. Der Inhaber der Holsten Apotheke in Schacht-Audorf findet es ungeheuerlich, dass bis heute keiner der Verantwortlichen persönliche Konsequenzen gezogen habe. Stattdessen werde weiterhin beschönigt. „Für die Abschlüsse 2024 und 2025 sieht es ähnlich schlecht aus, da noch etliche weitere Investments höchstwahrscheinlich abgeschrieben werden müssen“, befürchtet er. Detampel hatte auch schon in den Kieler Nachrichten seine Kritik geäußert.

Zwei Jahreseinnahmen futsch

Im Bericht wird darauf hingewiesen, dass die Abschreibungen fast zwei Jahre an Beitragseinnahmen ausmachten oder mehr als 5 Prozent des gesamten Kapitalstocks: Insgesamt verfügt die Apothekerversorgung über Kapitalanlagen in Höhe von 800 Millionen Euro. Dabei waren es bislang nur sieben Anlagen, bei denen Ausfälle verkraftet werden mussten, insbesondere risikobehaftete Immobilieninvestments.

Noch ist unklar, ob und wann sich der Immobilienmarkt wieder erholen wird. „Weitere Wertberichtigungen sind nicht auszuschließen“, schrieb das Versorgungswerk. So gab es auch im laufenden Jahr schon neue Probleme. Laut Handelsblatt musste im Sommer das Projekt „Canyon“ mitten im Frankfurter Bankenviertel „restrukturiert“ werden; ein Investor übernahm die Mehrheit. „Wie hoch die Verluste der Apothekerversorgung sind, ist unklar.“

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