Hamburg

Siemsen: „Für Frust ist wahrlich kein Platz“

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Berlin -

Kai-Peter Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerkammer, ist auf ABDA-Linie. Bei der Kammerversammlung kritisierte er den Entwurf des E-Health-Gesetzes, informierte über den ABDA-Hausbau und forderte mehr Geld für die Apotheker. Siemsen gibt sich dabei kämpferisch.

Den Kabinettsentwurf des E-Health-Gesetzes sieht Siemsen als „eine herbe Enttäuschung für uns Apotheker“. Aus Apothekersicht könne man den Entwurf „nur als grob fahrlässig, fehlerhaft und unzureichend bezeichnen“. Die fachlich begründete Forderung, den Medikationsplan auch von Apothekerseite zu erstellen, fehle bislang in dem Entwurf. Aufgeben will Siemsen aber nicht: „Jetzt erst recht, muss die Devise sein“, findet der Kammerpräsident. Schließlich habe das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren noch nicht einmal begonnen. „Hier ist zwar noch eine Menge Arbeit zu leisten, aber für Frust ist wahrlich kein Platz.“

Da mit den ersten Kenntnissen zum E-Health-Gesetz die Entwicklungen im Bereich IT und Gematik dramatisch ins Rollen gekommen seien, sei es dringend erforderlich, die eigene Kompetenz zu erweitern. Siemsen berichtete, dass der ABDA-Gesamtvorstand daher entschieden habe, den Haushaltsentwurf für 2016 auszuweiten und eine IT-Abteilung auf die Beine zu stellen.

Die Ärzteschaft habe das Thema in der vergangenen Zeit zwar „deutlich retardiert begleitet“ – mit den angekündigten Strafzahlungen für Zauderer nähmen die großen Blockierer aber auf einmal Fahrt auf. „Bei dieser Beschleunigung dürfen wir Apotheker nicht naiv in die technischen Fallen einer neu zu schaffenden IT-Struktur tapsen“, warnte Siemsen.

Durch die neuen IT-Experten, einen Inflationszuschlag und einen – von den Steuerprüfern geforderten – geringeren Zuschuss aus der Vermögensverwaltung werde der ABDA-Haushalt um mehr als 6 Prozent steigen, kündigte Siemsen an. Erstmalig gibt es ab 2016 durch die neu geregelte Beteiligung der ABDA an den Reisekosten einen Länder-Finanz-Ausgleich. Dadurch würden stärkere Mitgliedsorganisationen schwächere unterstützen, so Siemsen. Auch Hamburg profitiere von der Neuregelung.

Siemsen informierte die Kammermitglieder auch über die Immobiliensuche der ABDA. Ende Mai war beschlossen worden, ein Objekt in der Heidestraße in der Nähe des Hauptbahnhofs zu erwerben und bis zu dessen Fertigstellung Büroräume anzumieten. Durch den sofortigen Auszug solle den „exorbitanten Kosten für die Maßnahmen des Brandschutzes“ entgangen werden, erklärte Siemsen. Anders als Verbandschef Dr. Jörn Graue, der an den Entscheidungsprozessen kein gutes Haar gelassen hatte, betonte Siemsen, dass wichtige Entscheidungen vom Gesamtvorstand oder der Mitgliederversammlung getroffen worden seien.

Die Kosten für den Neubau sollten aus der Vermögensverwaltung gedeckt werden, falls eine Kreditfinanzierung angesichts der historisch niedrigen Zinsen nicht sinnvoller erscheine. In jedem Fall hätten der Kauf der neuen Immobilie und der Verkauf der alten Immobilie keinen Einfluss auf die Beiträge.

Siemsen forderte schließlich mehr Geld für die Apotheker. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) arbeite weiter daran, die Vergütung zu verbessern. Schwerpunktmäßig würden die Verbesserung der Rezepturpreise und eine Anhebung der Gebühren für Dokumentationen diskutiert. „Wenn ich mir die Arbeitspreise für Rezepturen anschaue, wo wir für marginale Centbeträge eine Stunde arbeiten müssen, da kommt einem eine Diskussion über den flächendeckenden Mindestlohn zynisch vor“, so Siemsen. Die derzeitige Entlohnung ist aus seiner Sicht „ein Hohn“.

Aber auch an anderer Stelle sieht Siemsen Handlungsbedarf: „Ich fordere den DAV aber auch auf, jedes Jahr, auch heuer, eine Anhebung unseres Fixums zu fordern.“ 3 Prozent für zwölf Jahre könnten es nicht gewesen sein. Schließlich bekomme man auch gut ausgebildete Mitarbeiter nicht für einen Minilohn. Apotheken stünden nicht nur mit anderen Branchen im Wettkampf um den besten Nachwuchs, sondern auch branchenintern mit Großhändlern, Krankenkassen, Industrie und Beratungsunternehmen.

Auch die Berechnungsmethodik bei der Anpassung des Fixhonorars ist Siemsen ein Dorn im Auge. Er hält sie für „widersinnig und leistungsfeindlich“ und fordert den DAV auf, „für eine gerechte, jährliche Anpassung“ zu kämpfen. Denn wer nicht kämpfe, habe bereits verloren. „Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, nicht alles probiert zu haben, um die Situation in den Apotheken etwas erträglicher gemacht zu haben.“

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