Hamburg: Doppelt so viele Notdienste am Stadtrand APOTHEKE ADHOC, 20.11.2019 07:01 Uhr
Hamburg organisiert seine Notdienste neu. Das hat die Kammerversammlung der Hansestadt am Montagabend beschlossen. Hintergrund ist die Abschaffung der sogenannten Spätdienste – Hamburg war einer der letzten Kammerbezirke, die diesen Schritt beschlossen. Die neue Notdienstordnung ist umstritten, denn Apotheken am Stadtrand müssen sich künftig doppelt so oft die Nacht um die Ohren schlagen, wie jene in der City.
Für die 397 Apotheken in Hamburg gilt ab dem 1. Januar eine neue Notdienstordnung. Die war notwendig geworden, weil die Kammer auf ihrer turbulenten Versammlung im Juni beschlossen hatte, das bisherige System der Spätdienste abzuschaffen, die sich ohnehin nicht der größten Beliebtheit erfreuten: Sie wurden wie Nacht- und Notdienste vergeben, im Gegensatz zu diesen aber nicht vergütet. Hatte eine Apotheke Spätdienst, musste sie von 8.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet sein.
Da der Wegfall der Spätdienste den Turnus durcheinandergebracht hätte, musste eine Reform der Notdienstordnung her. Die wurde am Montagabend beschlossen. Dazu hat die Apothekerkammer die Hansestadt in zwei Bezirke aufgeteilt: Bezirk 1, der die dicht besiedelten Innenstadtviertel umfasst, und Bezirk 2, der den Rest der Stadt abbildet. Die Einteilung der Gruppen A bis Z sowie die Reihenfolge der Dienste bleibt dabei wie bisher.
Eine Besonderheit, die auf der Kammerversammlung Diskussionsstoff bot, ist jedoch die Häufigkeit der Notdienste. Die ist nämlich für Apotheken in den Randbezirken doppelt so hoch: Müssen die Kollegen in der Innenstadt alle 48 Tage ran, trifft es die aus Bezirk 2 alle 24 Tage. Denn die neue Notdienstordnung richtet sich laut Kammerangaben an der Bevölkerungsdichte und der Erreichbarkeit der Apotheken für die Bevölkerung zu den Nacht- und Notdienstzeiten aus. So sollten auch Fahrtwege des öffentlichen Personennahverkehrs sowie eine vorgeschriebene Maximalentfernung zur Apotheke von acht Kilometern berücksichtigt werden.
Für Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen ist die neue Regelung ein Erfolg. „Wir freuen uns mit der neuen Notdienstordnung eine flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Bevölkerung bei nur geringfügiger Mehrbelastung der Kolleginnen und Kollegen, die die Dienste leisten müssen, zu gewährleisten“, so der Inhaber der Neuen Eilbeker Apotheke. „Besonderes Augenmerk haben wir bei der Einteilung der Dienste auf die Versorgung der Bürger, die in den Randbereichen Hamburgs wohnhaft sind, gelegt.“
Apothekerin Doris Lüdke stimmt dem zu. Das ist nicht selbstverständlich, denn noch im Sommer hatte die Inhaberin von Oberdörffer’s Apotheke zusammen mit dem Apotheker Peter Tomm versucht, die Spätdienste mit einem Antrag zu retten. Ihr Argument: Durch den Wegfall der Spätdienste müssten die Apotheken mehr Nacht- und Notdienste schieben, um die gesetzlich vorgeschriebenen Regeln zur Arzneimittelversorgung einzuhalten. Durch die komplette Reform inklusive der beiden neu geschaffenen Bezirke ist die Kammer dem aber zuvorgekommen.
„Ich kann damit sehr gut leben“, sagt Lüdke nun. „Die Kammer hat sehr gründlich gearbeitet und meiner Meinung nach eine sehr vernünftige Lösung gefunden.“ Sie habe zwar Verständnis dafür, dass sich manche Apotheker an einer möglichen Mehrbelastung stören. Nur werde die – im Gegensatz zu den Spätdiensten – ja auch vergütet. Sie hätten dann zwar mehr Arbeit, aber eben auch mehr Geld.