Die Abda kündigt für Herbst weitere Protestmaßnahmen an, auch die Freie Apothekerschaft will am Ball bleiben. „Der öffentliche Protest der Apotheken am 14. Juni ist keine ‚Eintagsfliege‘ und damit bereits Geschichte! Vielmehr werden die Aktionen der Apothekerschaft fortgesetzt, bis die Politik sich gemeinsam mit den Kostenträgern zu Lösungen durchgerungen hat, die die berechtigten Interessen der Apothekerschaft in auskömmlicher Weise berücksichtigt“, so die Vorsitzende Daniela Hänel.
„Nach dem Streik ist vor dem Streik“, sagt Hänel, die mit ihrem Verein bereits im März mit der Aktion „Der letzte Kittel“ für öffentlichen Protest gesorgt hatte. Aus ihrer Sicht wird mit dem Engpassgesetz (ALBVVG) nämlich die wichtigste Forderung der Apothekerschaft nach einer Honorarerhöhung nicht erfüllt: „Wir verlangen eine Gleichbehandlung mit den anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen. Die Abkoppelung von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seit 2004 ist nicht mehr hinnehmbar. Die Regierung muss hier umgehend und deutlich nachbessern; denn die Apotheken haben einen staatlichen Auftrag zu erfüllen, der mittlerweile äußerst umfangreich und für uns derart teuer geworden ist, dass die übertragenen Aufgaben kaum noch zu stemmen sind.“
Aus ihrer Sicht gibt es keine anderen Leistungserbringer, die in ähnlichem Umfang unter der Blockadehaltung von Politik und Kassen leiden. „In allen Bereichen des Gesundheitswesens wurden Anpassungen vorgenommen, aber bei den Apotheken sollen nach den Worten von Herrn Lauterbach keine Spielräume im System sein. Dieses Totschlagargument ist einfach zu widerlegen; denn die Abgeordneten des deutschen Bundestages gönnen sich gerade per Gesetz eine Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro pro Nase. Gleichzeitig genehmigen sich die Vorstände der Krankenkassen per Tarifautonomie eine 5-prozentige Erhöhung ihrer Bezüge. Im Ergebnis werden dadurch Mehraufwendungen in Höhe von Millionen ausgelöst, mit denen die Versicherten belastet werden.“
Hänel rechnet vor: „Bei der Berücksichtigung der Inflationsrate müsste die Packungspauschale mittlerweile bei über 13 Euro liegen. Den Krankenkassen wurden so auf dem Rücken der Apotheken zig Milliarden eingespart. Um aber die Vorstandsgehälter der 96 Krankenkassen zu subventionieren, sind wir nicht da. Da außerdem die Schulden des Bundes gegenüber den Krankenkassen in einer Größenordnung von 14 Milliarden Euro bestehen, ist aus der Sicht der Freien Apothekerschaft offensichtlich, wer hier für die Schieflage sorgt.“
Ihr Fazit: „Die Koalition sollte außerdem nicht vergessen, dass die nächste Regierung durch unsere Kunden gewählt wird! Die Apotheken vor Ort sind zwar das letzte Glied der Kette im Gesundheitswesen, aber mit circa einer Milliarde direkten Kundenkontakten pro Jahr das stärkste Glied, um Menschen zu mobilisieren!“
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