Hänel schließt trotz Vertragsstrafe Sandra Piontek, 27.11.2023 14:51 Uhr
Am Mittwoch streikt Region „Ost“. Es ist vorerst der letzte Protesttag der Apotheken nach Hannover, Dortmund und Stuttgart. Daniela Hänel, Inhaberin der Linda Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau, will ihre Offizin schließen – trotz drohender Vertragsstrafe: „Ich weiß noch nicht, wie hoch der Betrag sein wird, aber die Sache ist es in jedem Fall wert.“
Der von der Abda ausgerufene Protestmonat neigt sich dem Ende entgegen. Am Mittwoch sollen die Apothekenteams auf dem Dresdner Theaterplatz zusammenkommen. Überall in der Region wird getrommelt, dass möglichst viele Inhaber:innen sich beteiligen. Auch Hänel ist es enorm wichtig, zahlreich die Kolleg:innen mit ins Boot zu holen. In den sozialen Netzwerken ruft sie deshalb zur Beteiligung auf und spricht auch noch zweifelnde Apothekenteams an: „Der letzte Protesttag am 29. November naht, und ich möchte auf diesem Wege alle ansprechen, die noch überlegen, ob sie den Protest unterstützen oder nicht“, so die Apothekerin, die auch Vorsitzende des Vereins Freie Apothekerschaft ist.
Wichtig für Nachwuchs
Ein großes Problem sei die Motivation im Hinblick auf sich anschließende Aktionen: „Es muss ein Schimmer Hoffnung da sein, dass der Protest etwas bringt. Bisher sind offiziell keine weiteren Proteste nach Mittwoch geplant. Viele glauben, es folgt nichts mehr und beteiligen sich deshalb eventuell erst gar nicht“, so die Inhaberin. Dabei sei der Protest am Mittwoch im Hinblick auf nachfolgende Generationen enorm wichtig: „So wie meine Eltern, Familie, Freunde und Verwandten 1989 für eine bessere Zukunft auf die Straßen gegangen sind, so sollten wir nun auch für unseren Nachwuchs, der im Gesundheitswesen tätig ist oder sein wird, protestieren“, so der Appell von Hänel.
Sie betont, wie wichtig der Zusammenhalt dabei sei: „Es liegt an uns, gemeinsam für den Erhalt der Apotheke vor Ort zu kämpfen, denn wir haben die Verantwortung.“ Wie ernst es ihr ist, zeigt die Inhaberin auch im Hinblick auf eine drohende Vertragsstrafe, wenn ihre Apotheke trotz mietvertraglicher Vereinbarung am Mittwoch schließt: „Ich weiß noch nicht, welchen Betrag ich zahlen muss, aber ich mache trotzdem mit“, so Hänel überzeugt. Bei der zuständigen Kammer habe sie sich bereits offiziell abgemeldet.
Außer Spesen nix gewesen
Dieses Jahr sei eines der schlimmsten überhaupt für Apotheken gewesen: „Was wir dieses Jahr erdulden mussten, spottet jeder Beschreibung. Außer Spesen nichts gewesen, ist hier das passende Fazit“, so die Apothekerin. Über die Geschlossenheit unter den Kolleg:innen freut sie sich dennoch: „Diese ist so groß wie nie zuvor. Es fanden schon etliche persönliche Gespräche statt. Auch Inhaber:innen, die vorher eher nichts miteinander zu tun haben wollten, gingen gemeinsam zum Protest“, so Hänel.
Diese Emotionalität hätte noch intensiver aufgegriffen werden müssen: „Ich hätte mir gewünscht, das Gabriele Overwiening jede Woche eine persönliche Ansprache verfasst hätte, die für jeden abrufbar ist. Jede Woche hätte eine Motivationsbotschaft rausgehen sollen, in der klar wird, dass wir alle im selben Boot sitzen und es essentiell ist, sich gemeinsam per Protest stark zu machen“, so Hänel.