Mit ihrer Kittel-Aktion hat Daniela Hänel die Proteste ins Rollen gebracht. Umso mehr ärgert sie sich über unprofessionelle Verhandlungsführer.
Angeblich soll die Umverteilung des Honorars kleine Apotheken stärken – doch nicht nur die Treuhand Hannover hat Zweifel, dass überhaupt irgendein Standort in nennenswertem Umfang profitiert. Die Freie Apothekerschaft hat auf ihrer Website einen „Honorar-Rechner“ eingestellt, mit dem jede Apotheke selbst durchrechnen kann, welche Auswirkungen die Pläne für ihr Geschäft hätten.
Der „Honorar-Rechner“ ist ein Excel-Template, in das man seine GKV-Abverkäufe eintragen muss. Danach bekommt man angezeigt, wie sich die Zuwächse oder Verluste bis ins Jahr 2026 entwickeln werden.
„Interessant ist, dass auch vermeintlich kleine Apotheken durchaus einen hohen Verlust in Kauf nehmen müssen, schließlich kann man sich nicht aussuchen, wie viele Hochpreiser durch die Eingangstür hereinkommen. Dass die kleine Landapotheke oder die kleine Stadtapotheke in jedem Fall profitiert, ist schlicht falsch“, so der Verein.
Von „apothekenvernichtenden Plänen“ spricht Hänel: „Wer uns eine marginale Honorarerhöhung um 2 Prozent ab 2025 verkaufen will und dabei aber die Vorfinanzierung des Warenlagers, die zur Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln unerlässlich ist, um ein Drittel kürzt, der versucht vorsätzlich, die Apotheken an der Nase herumzuführen. Wir haben aber in der Schule bei Mathe nicht gefehlt, und derartige politische Taschenspielertricks finden wir niveaulos!“
Sehr unzufrieden ist Hänel auch mit der neuerlichen Fehlleistung der Abda in der letzten Woche vor Weihnachten: „Ab sofort dürfen Gespräche zum Honorar/Festzuschlag nur noch durch professionelle Verhandlungsführer erfolgen, um derart massive Entscheidungen des Gesundheitsministers zu verhindern, denn die Berufsvertretung scheint dazu offensichtlich nicht in der Lage zu sein. Im Fußball würde bei so vielen Niederlagen der Trainer ausgetauscht!“
Und weiter: „Mit dieser weiteren Kürzung der Entlohnung können keine höheren Mitgliedsbeiträge an die eigene Berufsvertretung in Berlin ab 2024 finanziert werden.“
Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sie einen passenden Vergleich übrig: „Wenn Pflegekräfte selber Rezepte ausstellen und somit den Arzt oder die Ärztin ersetzen sollen und Arzneimittelabgabestellen ohne Apotheker oder Apothekerinnen als neueste Ideen des Gesundheitsministers umgesetzt werden, dann fehlt nur noch, dass die Metzgerei-Fachverkäuferin zukünftig die Blinddarmoperation durchführt und der Friseur – wie im Mittelalter – die Zähne zieht. Dann wäre das Gesundheitswesen komplett umstrukturiert, und es braucht keine Akademiker mehr!“
Damit würde Lauterbach aus ihrer Sicht als „Vernichter des deutschen Gesundheitswesens“ in die Geschichte eingehen. „Für die Patienten gäbe es weiterhin keine Arzneimittel, da nichts lieferbar ist, und bevor die Patienten zu Risiken und Nebenwirkungen fragen können, hat sie der Bestatter schon abgeholt.“
Hänel: „Frohe Weihnachten, und werden Sie nicht krank in diesem Land!“
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