Im Gesundheitswesen gibt es zwei voneinander getrennte Sektoren: Zum einen die Praxen und zum anderen die Krankenhäuser. Doch das soll sich zukünftig ändern. Dazu sollen kleinere Krankenhäuser in der Fläche verstärkt ambulante Leistungen anbieten können, ein „Primärarztsystem“ aufgebaut und die Versorgung regional und gemeinsam für den ambulanten und den stationären Bereich geplant werden. So empfiehlt es die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung in ihrer neuen Stellungnahme.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich für eine stärker aufeinander abgestimmte Versorgung in Praxen und Kliniken ausgesprochen. „Ein ineffizientes System können wir uns nicht mehr leisten“, sagte er. Unnötige Krankenhausaufenthalte, fehlende Abstimmung zwischen Praxis und Klinik sowie unnötiger Personaleinsatz seien weder im Interesse der Patienten, noch der Behandelnden und schon gar nicht im Interesse der Gemeinschaft. „Um das System fit zu machen für die Behandlung der Babyboomer-Generation, müssen wir ambulante und stationäre Versorgung besser aufeinander abstimmen.“
Lauterbach nahm die neue Stellungnahme einer Regierungskommission zur Zukunft der Krankenhausversorgung entgegen. Ohne ein Aufbrechen der Sektorengrenzen werde die zu erwartende Zahl der Fachärztinnen, Fachärzte und Pflegekräfte für eine gute Versorgung künftig nicht ausreichen, machte der Minister deutlich.
Der Leiter des Gremiums, Dr. Tom Bschor, sagte, kluge Konzepte zum Umgang mit dem sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel seien entscheidend für eine hochqualitative Versorgung in der Zukunft. Inzwischen sei der Reformbedarf so drängend geworden, dass eine Generalüberholung des Systems anzugehen sein. Hierzu gehöre, Behandlungen ambulant statt vollstationär in Kliniken vorzunehmen und eine gezielte Behandlungssteuerung zu fördern.
Die Kommission schlägt unter anderem vor, mit der geplanten Krankenhausreform kleinere Häuser in ländlichen Regionen für eine „sektorenübergreifende Versorgung“ aufzubauen. Sie sollten vorrangig ambulante Behandlungen ohne Übernachtung anbieten und bei Unterversorgung in einer Region einspringen. An den Standorten könnte es vielfältige Angebote auch mit Apotheken, Praxen, Sanitätshäusern geben.
Mittel- und langfristig könnte der Kommission zufolge ein „Primärarztsystem“ aus Allgemeinmedizinern, Internisten, Kinderärzten, Gynäkologen und Psychiatern aufgebaut werden. Es könnte dann auch eine Steuerung von Patientinnen und Patienten durch die Versorgung übernehmen.
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