Fremdbesitzverbot

Niedersachsen: Grüne wollen Apothekenketten Benjamin Rohrer, 28.01.2013 10:27 Uhr

Pro Apothekenketten: Aus Sicht von Anja Piel, Chefin der Grünen in Niedersachsen, könnte die Arzneimittelversorgung auch gut ohne Fremdbesitzverbot funktionieren. Foto: Grüne
Berlin - 

Die Grünen bleiben bei ihrer Fundamentalkritik an der bestehenden Apothekenstruktur – nicht nur auf Bundesebene: Im Vorfeld der Niedersachsen-Wahl kritisierte die Landesvorsitzende Anja Piel in einem Magazin des Landesapothekerverbandes das Fremdbesitzverbot. Die Regelung habe keinen Einfluss auf die Versorgungsqualität in den Apotheken, meint Piel. Die Grüne hat auch kein Verständnis für finanzielle Unterstützungen für Landapotheken: Denen gehe es besser als oft dargestellt.

Vor der Landtagswahl hatte der Apothekerverband in seinem Magazin die Spitzenkandidaten aller Parteien nach ihren Meinungen zum Gesundheitswesen gefragt. Als einzige Politikerin sprach sich Piel nicht für eine Unterstützung der inhabergeführten Vor-Ort-Apotheke aus.

Ganz im Gegenteil: Piel scheint keine Vorteile im derzeitigen System zu sehen: „Wir meinen nicht, dass die flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung mit Medikamenten und die Beratungsqualität in den Apotheken von den Besitzverhältnissen abhängig ist.“

Die Grünen-Politikerin ist auch heute schon nicht überzeugt von der Beratungsleistung der Pharmazeuten – durch die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes würde sich daher wenig ändern: „Alle entsprechenden Testkäufe, die die Stiftung Warentest wiederholt in deutschen Apotheken vorgenommen hat, lassen nicht den Schluss zu, dass das Fremdbesitzverbot zuverlässig gegen schlechte Beratungsqualität schützt.“

Als funktionierendes Gegenbeispiel weist die Grüne auf die Länder hin, in denen Apothekenketten die Arzneimittelversorgung kontrollieren: „Auch gibt es keine Hinweise darauf, dass in Ländern ohne Fremdbesitzverbot die Sicherheit und Versorgung der Patienten gefährdet wäre.“ Die Grünen seien daher für eine „mittelständische Versorgungsstruktur“. Piel fordert die Apothekerverbände dazu auf, der Politik Beweise dafür vorzulegen, dass die derzeitigen Regulierungen erforderlich sind.

Bei ihrem Koalitionspartner dürften diese Ansichten keine Unterstützung finden. Niedersachsens Ministerpräsident in spe, Stephan Weil, sprach sich für eine finanzielle Stärkung insbesondere der Landapotheken aus – und gegen die Abgabe von Medikamenten in Drogerien und Supermärkten.

Piel hält davon wenig: „Anders als oft dargestellt sind Apotheken im ländlichen Raum meist wirtschaftlich stabil und haben eher weniger Probleme mit neuen Konditionen, da sie bisher eher geringe Rabatte vom Großhandel erhielten.“ In „problematischeren Verhältnissen“ befänden sich Apotheker mit Filialen, weil diese sich wirtschaftlich oft nicht mehr rechneten.