Grippemittel

Grüne: Was passiert mit Tamiflu?

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Berlin -

Für 20 Prozent der Bevölkerung haben die Bundesländer im Rahmen des Pandemieplans seit 2009 antivirale Grippemittel eingelagert, Experten gehen von einem dreistelligen Millionenbetrag aus. Dazu kommen 70 Millionen Euro, die die Bundesregierung in Vorräte an Tamilfu (Oseltamivir, Roche) investiert hat. In einer Kleinen Anfrage wollen die Grünen wissen, wie es angesichts eines nicht nachgewiesenen Nutzens mit dieser offensichtlichen Verschwendung weitergeht.

Tamiflu und Relenza (Zanamivir, GSK) sind die meistverkauften Grippemittel der Welt. Nach zwei aktuell veröffentlichten Analysen der Cochrane-Collaboration ist die Wirksamkeit der beiden Neuraminidasehemmer aber zweifelhaft: In 20 Studien zu Tamiflu und 26 zu Relenza mit insgesamt mehr als 24.000 Patienten sei kein Nachweis gebracht worden, dass die Medikamente geeignet seien, Grippe wirkungsvoll zu bekämpfen oder dieser vorzubeugen, so die Grünen.

Angesichts der Ergebnisse seien der weitere Einsatz und die Bevorratung „deutlich zu hinterfragen“. Die Grünen wollen wissen, seit wann der Bundesregierung die Zweifel an der Wirksamkeit der beiden Neuraminidasehemmer bekannt sind und was daraufhin unternommen wurde.

Außerdem wird nach einer Bewertung der neuen Ergebnisse und entsprechenden Schlussfolgerungen gefragt, insbesondere was den Pandemieplan und die Empfehlungen zu Einlagerung angeht. „Plant die Bundesregierung […] den vorsorglichen Ankauf und die weitere Bevorratung von Tamiflu und Relenza auf Bundesebene einzustellen und ein entsprechendes Vorgehen mit den Bundesländern abzustimmen? “ Schließlich soll die Regierung erklären, was mit den derzeitigen Vorräten an Tamiflu und Relenza geschehen wird.

SPD-Fraktionsvize Professor Dr. Karl Lauterbach hatte bereits angekündigt, die Pflicht von Bund und Ländern zur Einlagerung großer Mengen an Grippemitteln „so schnell wie möglich abschaffen“ zu wollen.

Laut Cochrance-Studie kann Tamiflu zwar die Dauer von grippeartigen Symptomen um etwa einen halben Tag verringern. Dafür riskieren Patienten jedoch Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Erbrechen. Bei Kindern ist gar kein Nutzen nachgewiesen.

Der Nutzen von Tamiflu und anderen Neuraminidasehemmern ist seit Jahren umstritten, auch weil viele Studiendaten der Hersteller nicht zugänglich waren. Die Grünen fordern auch dazu eine Einschätzung von der Bundesregierung.

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