Die Abda rührt die Werbetrommel für die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Ein TV-Spot soll Kund:innen auf das Angebot aufmerksam machen und in die Apotheken bringen. Das kommt nicht bei allen Kolleg:innen gut an, denn viele arbeiten schon jetzt am Limit. Stichwort Personalmangel. „Wir sind froh, wenn wir das normale Tagesgeschäft bewältigen können“, sagte Reinhard Rokitta, Vorstand der Freien Apothekerschaft, vor kurzem gegenüber dem „Spiegel“. Benedikt Bühler vom Verband innovativer Apotheken (Via) reagiert mit „Unverständnis“.
Was war passiert? Der „Spiegel“ hat zum Thema pDL berichtet und in dem Zusammenhang auch das Impfen bestimmter Personen gegen Influenza oder Corona in der Apotheke angesprochen. „Eine Notlage wie zu Zeiten von Corona gibt es nicht, als Impfungen in hoher Zahl durchgeführt werden mussten“, wurde Rokitta zitiert. Kernaufgabe sei die Arzneimittelversorgung, und damit habe man genug zu tun. „Alles andere auch noch zu wollen ist Arroganz.“ Zudem seien pDL aus Sicht des Apothekers „ein Nullsummengeschäft und retten keine Apotheke vor der Schließung“.
Bühler setzt zum Konter an. „Pharmazeutische Dienstleistungen, kurz pDL, sind ein wesentlicher Garant für die Zukunft der deutschen Apotheken. Ihr nachhaltiger Ausbau muss vorangetrieben werden“, so Bühler. „Wir reagieren mit Unverständnis auf das Statement der freien Apothekerschaft im ‚Der Spiegel‘, welches den Weg als ‚arrogant‘ bezeichnet und weiterhin die Kernkompetenz in der reinen Versorgung mit Medikamenten sieht“, so der 24-Jährige weiter.
„Die Entscheidung des ‚Spiegels‘, einen Apotheker kurz vor der Rente zu befragen, statt die Einschätzung der jungen Generation einzuholen, ist verwunderlich“, so Bühler. Die Mitglieder und Vorstände von Via setzten sich systematisch für den Ausbau der pDL in ihren Apotheken ein und nutzten Instrumente wie etwa die Medikationsanalysen – auch bei der Therapie mit Zytoralia – sehr erfolgreich zur Patientenbindung und vertrauensvollen Praxiskooperation.
Dass pDL aufgrund von Personalmangel nicht in der Apotheke angeboten werden könnten, hält Bühler für „grotesk“. „Unsere Erfahrung zeigt, dass junge motivierte Apotheker:innen gerade gezielt nach Apotheken suchen, die anspruchsvolle Beratung und zum Beispiel eine AMTS-Ausbildung bieten.“
Man müsse sich von veralteten Konzepten lösen und pDL konsequent ausbauen, wie es beispielsweise in der Schweiz praktiziert werde, so Via. Allerdings müsse die Diskussion um die Dokumentation geführt werden. Eine transparente Abrechnung über Kennziffern sei ein wichtiger Schritt, den Via von der Abda einfordere. „Wir haben Vertrauen in den Berufsstand und erwarten auch von der Politik und den Krankenkassen, dass sie diesen Einsatz honorieren.“
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