Im Skonto-Prozess wurde lange gerätselt, wer hinter dem Angriff auf das Konditionsmodell von AEP steckt. Jetzt hat die Wettbewerbszentrale erstmals bestätigt, dass der Großhandel „diese offene Rechtsfrage klären lassen“ wollte.
AEP hatte als Beklagte bereits im Verfahren immer wieder den Verdacht geäußert, dass ein Mitbewerber hinter dem Angriff der Wettbewerbszentrale steckt. Versuche, die Klage deshalb sogar als rechtsmissbräuchlich abzuschmettern, waren vor Gericht allerdings gescheitert.
Wer konkret die Klage veranlasst hat, gibt die Wettbewerbszentrale nicht bekannt. AEP-Chef Jens Graefe hat allerdings eine Vermutung: „Natürlich haben wir Indizien – auch aufgrund bestimmter Äußerungen.“ Worauf er damit anspielt, ist eine SMS, die der Phagro-Vorsitzende und ehemalige Alliance-Aufsichtsratschef, Dr. Thomas Trümper, ihm geschickt hatte.
Der Inhalt der Kurznachricht ist aktenkundig: „Der Phagro und auch ich haben dieselbe Rechtsauffassung wie Dr. Mand veröffentlicht. Ich persönlich sehe den Sachverhalt noch wesentlich restriktiver und stehe mit meiner Meinung nicht alleine.“ Der Arzneimittelrechtler Dr. Elmar Mand hatte die Auffassung vertreten, dass Skonto nur als echte Gegenleistung für eine vorfristige Zahlung gewährt werden dürfe. Der Gegenwert werde insbesondere durch die Kosten des Kapitals bestimmt, so Mand. Wegen der aktuell niedrigen Zinsen befand er Skonti von mehr als 1 Prozent für schwer begründbar.
Trümper hatte zum Auftakt des Verfahrens bestritten, dass der Phagro hinter dem Verfahren steckt: „Wir haben grundsätzlich die Strategie, uns als Verband nicht in die bilateralen Angelegenheiten unserer Mitglieder zu hängen“, hatte er 2014 gesagt. „Ich habe erst durch APOTHEKE ADHOC davon erfahren“, so Trümper damals. In der SMS habe er lediglich gemeint, dass es einen Aufsatz von Mand gebe, der im Phagro positiv gesehen werde.
Nun ist immerhin bekannt, dass der Vorstoß aus den Reihen der Großhändler kam. Graefe würde einige Kandidaten ausschließen: „Ich gehe davon aus, dass es kein Mitbewerber war, der auf Wachstum aus ist, wie beispielsweise die Noweda oder Phoenix.“ Die Triebfeder hinter dem Verfahren sei immer eine „Marktberuhigung“ gewesen. „Ein wesentliches Ziel der Aktion war nicht nur die AEP, sondern sicher auch die die Noweda“, vermutet Graefe.
Dazu passt, dass der Ausgang des Verfahrens in der Gemeinschaft der Großhändler durchaus unterschiedlich bewertet wurde. Während die preisaktiven Anbieter sich über mehr Bewegungsfreiheit freuen, hätten andere lieber eine Beschränkung der Konditionen durch die Karlsruher Richter gesehen.
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