Der Großhandelsverband Phagro begrüßt die geplanten Reformen der Koalitionsarbeitsgruppe, auch die Stärkung der Apotheken vor Ort. Doch nicht alle Vorschläge der AG stoßen auf Zustimmung.
„Als vollversorgender pharmazeutischer Großhandel begrüßen wir, dass sich Union und SPD zur Stärkung der Apotheken vor Ort bekennen“, erklärt Verbandschef Marcus Freitag. Es entspreche der Bedeutung der Branche für die Gesundheitsversorgung, dass es zu der längst überfälligen Honoraranpassung komme.
Doch nicht alle Vorschläge der AG stoßen auf die Zustimmung des Großhandels: „Aber die Wirtschaftlichkeit des Pharmagroßhandels darf nicht durch Verschiebebahnhöfe gefährdet werden. Dafür setzen wir uns weiter ein“, erklärt Freitag.
Die AG Gesundheit und Pflege erklärt in ihrem Papier, das Skonti-Verbot aufheben zu wollen. Der Phagro hatte sich in der Vergangenheit vehement gegen Regelungen zur erneuten Skontigewährung ausgesprochen und auch ein Gutachten in Auftrag gegeben, demzufolge die damals im Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) geplante Skonto-Neuregelung verfassungswidrig sei.
Die Pläne der AG Gesundheit, einheitliche Vorgaben für Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken, insbesondere bei der Einhaltung von Kühlketten und Nachweispflichten zu schaffen, begrüßen die Großhändler: „Im Interesse der Patientensicherheit und eines fairen Wettbewerbs müssen wir in diesem Bereich dringend vorankommen“, erklärt Freitag.
Unterstützung der Pharmabranche verspricht auch die AG Wirtschaft. „Wir haben seit Jahren darauf hingewiesen: Die pharmazeutische Industrie als Teil der industriellen Gesundheitswirtschaft ist eine Schlüsselindustrie für Deutschland“, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. „Für die Fortsetzung des Pharmadialogs und der Pharmastrategie stehen wir als BPI mit Rat und Tat bereit“, verspricht Joachimsen.
Auch von den Ärzt:innen gibt es Lob, insbesondere für das Thema Patientensteuerung und die geplante Entbudgetierung der Fachärzt:innen. „Es bleibt abzuwarten, was davon wirklich im Koalitionsvertrag landet, und – noch viel entscheidender – in welche konkreten Gesetzesformulierungen das Ganze am Ende gegossen wird“, erklären die Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, Dr. Stephan Hofmeister und Dr. Sibylle Steiner.
„Die potenziellen Koalitionäre scheinen sich nicht auf dem Status quo auszuruhen, sondern wollen die notwendigen Reformen anpacken. Diesen Mut braucht es in diesen für unser Gesundheitssystem herausfordernden Zeiten“, so die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier. Nun komme es auf die genaue Ausgestaltung an.