Gefahr der zwei Klassen-Medizin

Großes LAV-Treffen: „Weiter Druck auf Politik ausüben“

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Berlin -

Die Karlsruher Apotheker warnen vor dem Gesetzesentwurf von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): „Diese Mogelpackung wird das Apothekensterben beschleunigen.“ Mehr noch: „Die Reform öffnet Tür und Tor für eine zwei Klassen-Medizin“, sind sich die Inhaber:innen der über 50 Mitgliedsapotheken der „Gruppe der Karlsruher Apotheken“ sicher. Deswegen sei es wichtig, „weiter Druck auf die Politik auszuüben“, so Felix Maertin, Inhaber der Rhein-Apotheke in Karlsruhe und 1. Vorstand der Gruppe der Karlsruher Apotheker e.V. Auf einem großen LAV-Treffen nutzte die Vereinigung die Gelegenheit, um mit politischen Entscheidungsträgern ins Gespräch zu kommen.

In der vergangenen Woche fand ein Treffen des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) statt. Die Gesprächsthemen waren vor allem die Apothekenreform und die prekäre Situation der Apotheken vor Ort. Mit dabei: 45 Inhaber:innen der LAV-Region Karlsruhe, sowie unter anderem Parsa Marvi (MdB) von der SPD, Nicolas Zippelius (MdB, CDU), Tatjana Zambo, Präsidentin des LAV und Dr. Martin Braun, Kammerpräsident LAK.

Der Schwerpunkt von Zippelius liegt derzeit im Gesundheitsbereich, speziell bei der ambulanten Versorgung. „Zippelius ist ein sehr engagierter Politiker, der sich unserer Probleme annimmt und es wirklich ernst meint“, so Maertin. Einen ganz anderen Eindruck gewinne man jedoch bei Marvi: „Er zeigte leider ein geringes Engagement und bemühte sich nicht um einen Themenaustausch“, so Maertin. „Er ist jedoch entscheidend für den Gesetzesentscheid bezüglich der Apothekenreform“, gibt der Apotheker zu bedenken. „Unser Appell lautet, dass wir die Reformproblematik nur demokratisch und mit Mehrheiten lösen können, deswegen ist es wichtig, dass er hinter uns Inhabern steht.“

Im Vorhinein wurde die Zusammenkunft über die Lokalpresse bekannt gemacht, um die Bevölkerung weiter zum Thema Apothekenreform zu sensibilisieren. „Es ist wichtig, dass man weiter aktiv bleibt und Druck auf die Politik ausübt“, so Maertin. „Ansonsten herrschen bald Zustände wie sie eindrucksvoll in dem Artikel in der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) beschrieben wurden.“ Er habe den Eindruck, die Politik lässt sich von solchen Beschreibungen beeindrucken, wenn sie entsprechend breit platziert wurden.

Konkret heißt es in dem BNN-Bericht: „Starke Schmerzmittel gibt es in der Apotheke bald nur noch dienstags!“ Setze sich die Reform durch, gebe es in etlichen Apotheken zukünftig nicht mehr durchgängig einen Apotheker oder eine Apothekerin als Ansprechpartner. „Eine PTA ist laut Gesetz nicht berechtigt, ein Betäubungsmittel ohne Aufsicht eines Approbierten abzugeben. Das heißt, wenn kein Apotheker anwesend ist, können Patienten nicht mehr mit starken Schmerzmitteln versorgt werden“, gibt Maertin zu bedenken. „Schlimmstenfalls müssen dann auch immobile Menschen kilometerweit zur nächsten Apotheke fahren, wo vielleicht ein Approbierter ist, um das BtM zu beliefern.“ Aber auch viele andere Probleme werden in dem Text angesprochen.

Auf dem LAV-Treffen wurden genau solche Themen deutlich angesprochen: „Wir steuern mit solch einer Reform in eine zwei Klassen-Medizin. Dabei geht es um so vieles mehr als nur die Abgabe von starken Schmerzmitteln“, so der Apotheker. „Das Kind bekommt nachts Fieber, an den Feiertagen hat man sich geschnitten und kein Verbandsmaterial zu Hause, eine individuelle Rezeptur wurde verordnet oder man braucht eine Beratung zur Polymedikation. All das will Lauterbach mit der Reform streichen, diese Menschen können dann nicht mehr schnell versorgt werden“, so Maertin.

Die Reform sei die absolute Mogelpackung: „Mit schönen Worten preist der Minister an, dass er die Apotheken vor Ort stärkt. Aber genau das Gegenteil wird passieren“, gibt der Inhaber zu bedenken. „Er stärkt gegen den Willen aller Gesundheitsdienstleister die Holland-Versender DocMorris und Shop-Apotheke.“ Die Folgen seien durch diesen Etikettenschwindel gravierend, so Maertin.

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