Kammer appelliert an Politik

„Größte Schließungswelle der letzten Jahre“

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Berlin -

Mit deutlichen Worten ruft die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) die politischen Entscheidungsträger in ihrem Landesteil dazu auf, die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zu stabilisieren, so wie es vor zwei Jahren im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition festgeschrieben wurde.

„Handeln Sie, solange es noch nicht zu spät ist! Setzen Sie sich in Ihrer Fraktion für eine nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems ein. Eine fehlgeleitete Sparpolitik schadet am Ende uns allen“, verdeutlicht Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

Seit den Apothekenprotesten im Sommer habe die verfasste Apothekerschaft immer wieder das Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gesucht. „Doch statt mit uns auf Augenhöhe zu reden, hat der Bundesgesundheitsminister seine unausgegorenen Pläne zur Einführung von Scheinapotheken über die Presse verkündet“, kritisiert Dieckerhoff. Diese Einrichtungen sollen ohne Approbierte, ohne Labor, Rezeptur und ohne Nacht- und Notdienst auskommen. Dass Minister Lauterbach diese massive Schwächung der Arzneimittelversorgung auch noch als Angebot für die Apotheken verstanden wissen will, sei besonders perfide.

Dieckerhoff weist darauf hin, dass das flächendeckende Apothekennetz dringend stabilisiert werden müsse, statt Scheinapotheken zu fördern. Denn die Apothekenzahl sei in den vergangenen Jahren um rund 20 Prozent zurückgegangen – insbesondere für junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten lohne sich der Aufbau einer neuen Apotheke nicht mehr.

Lage ist ernst

Dazu habe nicht zuletzt auch die Entscheidung von Minister Lauterbach beigetragen, in Zeiten hoher Inflation und stark gestiegener Personalkosten seit Februar die Honorierung der Apotheken zu kürzen. Die Lage in vielen Apotheken sei ernster denn je zuvor: Nach Angaben der Treuhandgesellschaft Hannover sei bereits ein Drittel der noch bestehenden Apotheken in ihrer Existenz gefährdet. Es gehe also darum, die wohnortnahe Arzneimittelversorgung als unverzichtbaren Teil der lokalen Infrastruktur zu stabilisieren.

Im Landesteil Westfalen-Lippe hat sich laut Kammer das Apothekensterben seit der Honorarkürzung im Februar beschleunigt: „2023 wird die Apothekenzahl in Westfalen-Lippe im 19. Jahr in Folge sinken. Die Rückmeldungen, die wir aus den Apotheken erhalten, weisen darauf hin, dass es dieses Jahr zur bisher größten Schließungswelle der letzten Jahre kommen wird“, konstatiert Dieckerhoff. Seit Jahresbeginn sei die Zahl der Betriebsstätten bereits von 1760 auf 1736 gefallen. „Mehr als 20 Apothekenschließungen sind für die Monate November und Dezember bereits angekündigt worden.“ Zum Vergleich: Vor zwei Jahrzehnten gab es in Westfalen-Lippe noch 2256 Apotheken.

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