Kritik an Apothekenreform

Groeneveld warnt vor irreparabler Zerstörung Laura Schulz, 14.06.2024 15:12 Uhr

Die Apothekenreform beinhalte keine Verbesserung der Versorgung, sondern entlarve Lauterbachs Absicht, das Apothekensystem unrettbar zu zerstören, so Berend Groeneveld. Foto: Abda
Berlin - 

Aus der Apothekerschaft gibt es breite Ablehnung gegenüber den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Sollten sie umgesetzt werden wie im Gesetzentwurf vorgesehen, könnten es zu gravierenden Veränderungen kommen. Zwei Tage nach der Veröffentlichung folgen Statements der Standesvertretung aus Niedersachsen, Hamburg und Hessen. Das Apothekensystem stehe vor einer „unrettbaren“ Zerstörung, so Berend Groeneveld. In Hessen erhofft man sich hingegen noch Unterstützung aus der Landespolitik.

Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) verurteilt den Referentenentwurf: „Wir lehnen den Gesetzesentwurf komplett ab. Er beinhaltet keine Verbesserung der pharmazeutischen Versorgung, sondern entlarvt die Absicht des Bundesgesundheitsministers Lauterbach, das Apothekensystem unrettbar zu zerstören“, so der Vorstandsvorsitzende Berend Groeneveld.

Zudem kündigt er noch nicht definierte Maßnahmen an: „Wir werden mit all unseren zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Gesetzesentwurf kämpfen. Der Entwurf setzt massiv die noch funktionierende Arzneimittelversorgung aufs Spiel und vernichtet damit unsere Existenz“, unterstreicht er die Position der Apothekerschaft.

Geeignete Gegenvorschläge folgen

Holger Gnekow, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, moniert vor allem das Lancieren der BMG-Pläne über die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Bei den umfassenden anstehenden Veränderungen sei ein vorheriges Gespräch wünschenswert gewesen. Zudem erfolge mit der Umsetzung dieser Pläne lediglich eine „Umverteilung im System“.

Zwar soll es ein höheres Honorar für den Notdienst geben, dieses speise sich jedoch aus dem Budgettopf für die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) und werde finanziert durch eine Absenkung des pDL-Zuschlags. „Wir haben jahrelang für die Honorierung und Wertschätzung unserer pharmazeutischen Dienstleistungen gekämpft.“ Das sei nun zerstört und degradiere die Apotheken und die hier vorhandene Kompetenz.

Apotheken ohne Approbierte seien zudem „keine Apotheken im eigentlichen Sinne mehr, sondern aus rein logistischen Motiven entwickelte Arzneimittelabgabestellen“. Dadurch veränderbare Personalstrukturen scheinen für Lauterbach eine Kostensenkungsmaßnahme sein, doch getan werden müsse die Arbeit trotzdem, sie verlagere sich dann nur auf andere Apothekenbetriebe. Gnekow kündigte an, sich „mit geeigneten Vorschlägen in die politische Diskussion“ einzubringen.

Hoffnung auf Landespolitik

Die Landesapothekerkammer Hessen hofft auf die Länder. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) habe sich klar positioniert. Die hessische Gesundheitsministerin Diana Stolz betonte etwa: „Die inhabergeführte Apotheke darf nicht zerschlagen werden. Filialen ohne apothekerliche Aufsicht lehnen wir ab.“

Anders als Lauterbach sehe Stolz, „was für eine gute und sichere Arzneimittelversorgung und Beratung der Patienten unerlässlich ist: der Apotheker in der Apotheke“, so Kammerpräsidentin Ursula Funke. Der Beschluss der GMK setze ein klares Signal für die freiberuflichen, mittelständischen Apotheken. „Das klare einstimmige Bekenntnis der Länder zur Bedeutung der Apotheken muss auch vom Bund wahrgenommen werden“, fordert Funke nun.

Auch andere Landespolitiker seien der inhabergeführten Apotheke vor Ort beigesprungen, so zum Beispiel die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD und Vizepräsidentin des hessischen Landtags, Dr. Daniela Sommer. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Yanki Pürsün habe erklärt, dass er die „abgespeckten Filialapotheken“ in unterversorgten Regionen sowie eine PTA-Vertretung ablehne.