Versorgungsqualität

Gröhe will „Wettbewerbssignal“ Julia Pradel, 20.01.2015 16:38 Uhr

Berlin - 

Aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) müssen sich sich neue Entwicklungen im Gesundheitswesen am Nutzen für den Patienten messen lassen. Das betonte der Minister mit Blick auf den geplanten Medikationsplan und andere Neuerungen beim Kongress des Bundesverbands Managed Care (BMC) zum Thema „Patientenorientierung: Schlüssel für mehr Qualität“.

Auch im kommenden Jahr gehe es darum, wichtige Gesetzgebungsverfahren in Angriff zu nehmen. Ziel müsse sein, das Gesundheitswesen nachhaltig zu bewahren – die Versorgung zu sichern und angemessen weiter zu entwickeln. Als Herausforderung bezeichnete Gröhe die bessere Koordination von Leistungen.

Derzeit fehle es allerdings an einer einheitlichen Infrastruktur, kritisierte Gröhe. „Es gibt zu viele Insellösungen.“ Stattdessen brauche man eine kluge und gesicherte Struktur, sodass verschiedene Systeme konkurrieren und kooperieren könnten.

Mit Blick auf die Arzneimitteltherapie fragte er: „Wer weiß eigentlich, welches Medikament dieser Mensch von welchem Arzt verschrieben bekommt?” Aus diesem Grund solle das E-Health-Gesetz möglichst schnell zu einem Nutzen für den Patienten führen. Die Notfalldaten oder den Medikationsplan mit sich tragen zu können, sei ein Patientennutzen.

Gröhe betonte in seinem Grußwort: „Wir wollen ein Wettbewerbssignal, ein Ringen um effiziente und qualitative Leistungserbringer.” Und weiter: „Ich habe immer betont, dass ich davon ausgehe, dass Menschen klug genug sind, nicht nur zu fragen, wer ist der billigste, sondern auch, was kriege ich für mein Geld.”

Roter Faden einer Vielzahl von Maßnahmen sei, Patientenorientierung und Qualität transparent zu machen. Dies sei Voraussetzung dafür, dass Patienten eine Wahl treffen könnten, so Gröhe. Daher ergebe sich die Frage, auf welche Qualitätsmaßstäbe man sich verständige, so der Minister mit Blick auf das neu eingerichtete Qualitätsinstitut. In die Bewertung sollten auch Patientenbefragungen einfließen. „Ich warne davor, verächtlich die Nase zu rümpfen, wenn es um die Frage geht, ob Patienten ein Empfinden für Hygiene im Krankenhaus haben.”

Aus Sicht von Gröhe muss der Fokus auch zunehmend auf Prävention gelenkt werden. „Der mündige Patient darf nicht als Störfaktor empfunden werden, sondern als Voraussetzung für das Gelingen einer Behandlung”, so der Minister. Er sei davon überzeugt, dass es zu einem erfolgreichen Umgang mit Patienten gehöre, manchen Konflikt aus dessen Sicht zu sehen. Dieser Blickwinkel tue auch bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens und der Pflege gut. „Der Maßstab muss sein: Was nutzt dem Patienten?” Bei einem Kompromiss müssten sich die Beteiligten ebenso fragen, ob dieser für den Patienten geschlossen worden sei.

Der ehemalige Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, der wegen gesundheitlicher Probleme zurückgetreten war, stellte seine Sicht auf das Gesundheitssystem dar – nun als Patient. Dabei kritisierte er, dass bislang viel zu wenig über Therapietreue und die Anwendung von Arzneimitteln diskutiert werde. „So mancher Blister stellt ältere Menschen vor erhebliche Probleme“, so der Mediziner.

Aus Sicht des Patienten Köhler gibt es an vier Stellen wesentlichen Reformbedarf: Zunächst forderte er einen Dialog zwischen Arzt und Patient über den Umgang mit gerettetem Leben. Außerdem müssten alle Teilgebiete der Versorgungsforschung zeitlich koordiniert werden, um keine Gelder zu verschwenden, weil innovative Ideen in alten System erprobt würden. Das Case Management müsse sektorenübergreifend etabliert werden. Die Gesetzgebung sei dafür geeignet, aber die Selbstverwaltung müsse mehr als bislang tun. Und schließlich: „Wir brauchen Medikationspläne und Medikationsmanagement“, fordert Köhler. „Und wir brauchen die elektronische Gesundheitskarte und eine Plattform dafür.“