CDU-Wirtschaftsrat

Gröhe will Apotheker einbinden

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Berlin -

Dass sie noch warten müssen, bis sie beim Medikationsmanagement mitspielen dürfen und dafür auch Geld erhalten, hat viele Apotheken verärgert. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) brach daher beim CDU-Wirtschaftstag eine Lanze für den Berufsstand. Inhaltlich bleibt es dabei: Erst wenn die technische Infrastruktur aufgebaut ist, können die Apotheken in die Verhandlungen einsteigen.

„Wir leisten uns aus guten Gründen eine Verteilung der Medikamente über die Apotheken”, sagte Gröhe. Die Kompetenz aus Studium und hochwertiger Ausbildung wolle er für die Versorgung der Bevölkerung in Zukunft nutzen. Gröhe sagte dies im Zusammenhang mit dem Ausbau der elektronischen Gesundheitskarte und am Rande einer Diskussion über Innovationen im Gesundheitsbereich.

Dabei sprach Gröhe auch von vermeidbaren Nebenwirkungen durch Mehrfach- und Fehlmedikation: Er wolle die Möglichkeiten der Telemedizin konsequent nutzen – ein Hinweis auf das Medikationsmanagement über den elektronischen Medikationsplan. Es dürfe nicht mehr von den Angehörigen abhängen, dass Patienten mit vielen Medikamenten die jeweils richtigen schluckten.

Angesichts der demografischen Entwickung ist die Bevölkerung aus Sicht von Gröhe ohne Neuerungen auf Dauer nicht mehr optimal medizinisch zu versorgen – etwa im Bereich Demenz. Der Gesundheitsminister hob den Mannschaftsgedanken hervor: Ambulante und stationäre Versorgung müssten besser verzahnt werden. Auch über die einzelnen Disziplinen hinweg wünscht sich Gröhe mehr Zusammenarbeit. Nur so könnten Patienten individuell besser versorgt werden.

In den kommenden vier Jahren fördert die Bundesregierung laut Gröhe die sektorübergreifende Zusammenarbeit mit 300 Millionen Euro. Es gehe darum, den Akteuren im Gesundheitssystem Anreize zu geben. Nicht jedes Krankenhaus soll nach dem Willen Gröhes alles vorhalten. Es gelte, ein „kluges Netz” zwischen Spezialversorgung und Grund- und Regelversorgung zu spinnen. Dabei soll beispielsweise auch die Arztsoftware besser untereinander verknüpft werden. Im Rahmen des E-Health-Gesetzes will Gröhe dieses Problem angehen.

„Wir warten sehnsüchtig auf Durchbrüche in der Pharmaforschung”, sagte Gröhe im Hinblick auf den Pharma-Dialog. Allerdings müssten Innovationen finanzierbar sein. Entscheidendes Kriterium bleibt für Gröhe deshalb der Zusatznutzen. Das AMNOG will er deshalb in seinem Kern nicht antasten. Es müsse in jedem Einzelfall durch die Hersteller nachgewiesen werden, dass ihre Innovationen für bestimmte Indikationen einen wirklichen Nutzen haben. Durch Neueinführungen dürften die Kosten für alle nicht „in unverantwortlicher Weise" steigen.

Explizit sprach der Minister die neuen, teuren Hepatits-C-Präparate an. Diese würden in allen Ländern der westlichen Welt derzeit kontrovers diskutiert. Gröhe will den Menschen in Deutschland den Fortschritt der Pharmaforschung zur Verfügung stellen. Allerdings gehe das nur in einem Solidarsystem. Forderungen aus der Versicherungswirtschaft, ähnlich wie im Bereich Zahnzusatz die Eigenverantwortung der Patienten auszuweiten, erteilte er eine Absage. „Es wird es kein Standard-, Komfort- und Luxus-Modell geben”, sagte er. An die Vertreter der Pharmaindustrie gewandt sagte er: „Ohne Preisdruck gibt es keine Innovationen.”

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